Tittmoning
Kampfabstimmung – Ja zu Biogasanlage

08.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:19 Uhr

Die Biogasanlage Langwied darf erweitert werden. −Foto: Standl

„Was lange währt, wird endlich gut“, könnte man auch beim Vorhaben Ausweisung Sondergebiet „Biogasanlage Langwied“ sagen: Länger als ein Jahr haben die intensiven Beratungen für den nun erfolgten Beschluss zu dem Projekt in Anspruch genommen und es war sogar eine Ortsbesichtigung vor einem Jahr und eine grundsätzliche Klärung der fachlichen und rechtlichen Situation sowie eine Behördenvoranfrage notwendig.

Doch nun hat in der jüngsten Sitzung des Stadtrates am Dienstag 1. Bürgermeister Andreas Bratzdrum das Vorhaben zur Beschlussfassung vorgelegt. Nach intensiver Diskussion stimmte der Stadtrat mit elf zu sechs Stimmen zu. Vor allem Stadträte von der Ökologischen Bürgerliste, aber auch manche Freien Wähler (zwei waren dafür) und der Liste „mitBürger“ begründeten ihr Abstimmungsverhalten und votierten dagegen; Stadträte aus CSU und SPD stimmten zu.

Bürgermeister Andreas Bratzdrum beschrieb eingangs der Diskussion die Ausgangslage, die er im Antrag auch ausreichend erläuterte. Das vom Betreiber Christian Obermeier vorgelegte Betriebskonzept wurde eingehend geprüft. Stadtrat Franz Maier, CSU, verwies auf die eingehenden Beratungen der Gruppe Energie, die sich in mehreren Sitzungen intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt hat und tendenziell mit Skepsis und mit einer ablehnenden Haltung gegenüber stand. Der Dritte Bürgermeister Dirk Reichenau, SPD äußerte sich ebenfalls positiv zu dem Vorhaben, während Albert Schauer, Freie Wähler, viele Fragen noch ungeklärt sah. Schließlich stimmten elf gegen sechs Stadträte für das Vorhaben und erklärten sich mit dem vorgelegten Wärmenutzungskonzept grundsätzlich einverstanden. Vor Einleitung der Bauleitplanverfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans und zur Aufstellung eines Bebauungsplans sind jedoch konkrete Bauvorhaben im Zusammenhang mit der Wärmenutzung vorzulegen und vorab die möglichen Auswirkungen des Gesamtvorhabens auf die Löschwasserrückhaltung und -versorgung sowie die Feuerwehrbedarfsplanung zu klären.

Der Antrag sieht die Einleitung eines Bauleitverfahrens zur Schaffung und Erweiterung der bestehenden Anlage in Langwied vor. Das sieht abgestuft und nicht sofort im Gesamtumfang zu Verwirklichung vor: die Installation weiterer Biogasverwertungs- und Stromerzeugungsanlagen, die Errichtung weiterer Gär- und Gärrestlagerbehälter, Gasspeicher und Anlagen zur Gärrestverarbeitung, die Errichtung weiterer Betriebs- und Lagergebäude, die Errichtung bzw. Erweiterung von Biomasselagern, die Errichtung von Power-to-Gas Anlagen und Anlagen zur Wasserstoffgewinnung, die Errichtung von Anlagen zur Erzeugung, Lagerung und Abgabe von Bio-LNG (Flüssigerdgas) und verflüssigtem CO2 sowie die Errichtung von Photovoltaikanlagen.

Betreiber Christian Obermeier sieht in seinem Ansuchen die Erweiterung einer positiven Anlage in Zeiten der Energiekrise. In einem Gespräch nach der Sitzung am Hof erklärt er, dass er wie im Antrag erwähnt, die Anlage schrittweise erweitern will und die Bauvorhaben zuvor im Gesamten abklären will.

Die flexible Leistung beträgt derzeit 1321 kW elektrisch. Es kann Energie in diesem Ausmaß je nach Notwendigkeit abberufen werden, was durch ein Münchener Elektrizitätsunternehmen erfolgt. Das Einzugsgebiet für die Einsatzstoffe ist im Radius von etwa zehn Kilometer in der Regel begrenzt; man könne deshalb auch nicht von einem „Energietourismus“ sprechen. Zukünftig soll es nach dem Wunsch des Antragstellers möglich sein, mehr als die im Rahmen der baurechtlichen Privilegierung nach § 35 Abs. 1 Nr. 6 BauGB zulässige Kapazität für Anlagen zur Erzeugung von Biogas (2,3 Millionen Normkubikmeter Biogas pro Jahr) zu erzeugen und zu verwerten. Außerdem sollen künftig Anlagentechniken wie etwa Power-to-Gas, Photovoltaik, Wasserstoffproduktion, Methanisierung und Biogasaufbereitung zu Bio-Erdgas oder Bio-Flüssiggas ermöglicht werden.

− jost