Freilassing
Corona da – Reisepass weg: Noah Vicktor über das Erlebnis Olympia

Snowboarder aus Freilassing berichtet über seine Erfahrungen bei den Spielen in Peking

31.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:10 Uhr

Wie alle geehrten Sportler erhielt Noah Vicktor eine Medaille und eine Urkunde von Bürgermeister Markus Hiebl. −Foto: Franz Eder

22 Sportler wurden von der Stadt Freilassing für ihre Leistungen geehrt. Einer von ihnen ragte aber heraus: Noah Vicktor. Der 21-jährige Snowboarder durfte im Februar 2022 zu den Olympischen Spielen nach Peking fliegen, wo er in den Disziplinen Slopestyle und Big Air an den Start ging. Im Rathaussaal nahm er das Publikum anhand von Fotos und Videos mit auf seine Reise, die den bisherigen Höhepunkt der noch jungen Laufbahn darstellt.

In dieser führte sein Weg zunächst steil nach oben und mit den sich immer weiter einstellenden Erfolgen war für Noah Vicktor auch schnell klar, dass er irgendwann bei den Spielen dabei sein möchte. Doch auf internationaler Ebene wurde die Luft dann erst einmal dünner und Vicktor „in Grund und Boden gestampft“, erinnert er sich anerkennend an die starke Konkurrenz. „Es war aber auch gut zu sehen, dass andere besser sind“, glaubt er, aus dieser Erfahrung Kraft und Motivation geschöpft zu haben, um sich für den großen Traum weiterzuentwickeln.

Alles glatt läuft in der Olympia-Saison, in der er unter den Top 30 der Weltrangliste stehen und zudem noch die nationale Qualifikation schaffen muss, aber dann nicht: Mehrmals wird Noah Vicktor von positiven Corona-Tests ausgebremst. „Ich bin dann gerade noch so als 30. reingerutscht.“ Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Oder doch? „Kurz vor der Abreise hatte ich wieder einen positiven Test“, blickt der 21-Jährige zurück auf die bangen Tage und Stunden. Auf den letzten Drücker kann er dann doch noch einen dritten negativen Test vorweisen und mit in den Flieger nach Asien steigen. Gerade erst in China gelandet, passiert ihm ein Fauxpas. „Da habe ich gleich einmal meinen Reisepass verloren.“ Rückblickend kann er darüber lachen, denn auch diese Episode ging gut für ihn aus. Eine Stewardess war zurück in die Maschine geeilt und hatte das fast überlebenswichtige Dokument gefunden.

Die eigentliche kuriose Reise begann mit dieser Geschichte aber erst. Alle 24 Stunden musste jeder Athlet einen Corona-Test über sich ergehen lassen. Wer ein positives Ergebnis zu sehen bekam, wurde umgehend separiert und in ein eigenes Hotel gebracht. Das blieb dem Freilassinger zwar erspart, aber ein wirkliches Gemeinschaftsgefühl konnte auch so nicht aufkommen. „Wir mussten alle hinter Scheiben essen“, erinnert sich der 21-Jährige, dass eine vernünftige Unterhaltung unter diesen Umständen kaum möglich war. „Und alle paar Minuten fuhr ein Roboter vorbei und versprühte Desinfektionsmittel.“

Im Gedächtnis blieben ihm aber freilich auch die sportlichen Wettkämpfe. Bei kaum auszuhaltenden minus 28 Grad Celsius landete er bei der Slopestyle-Quali auf Platz 16, der jedoch nicht zur Finalteilnahme reichte. „Klar geht es immer besser, aber im Großen und Ganzen bin ich damit schon zufrieden“, erklärt der Snowboarder. Nicht ganz nach Plan verlief dagegen die Quali im Big Air auf der riesigen Anlage, die für spektakuläre Fernsehbilder sorgte, jedoch sogar für einen Profi wie ihn „ein bisschen angsteinflößend“ wirkte, wie er freimütig zugibt.

Alles in allem zieht Vicktor aber ein positives Fazit: „Die ganzen Spiele waren einfach ein Erlebnis“, erklärt er, 2026 in Italien wieder mit von der Partie sein zu wollen. „Dann würde ich mich freuen, wenn zu den Wettkämpfen auch wieder Zuschauer zugelassen sind.“ In einer abschließenden Fragerunde sprach der Sportler noch über seine Motivation nach schweren Verletzungen, die Polizei als Arbeitgeber und den freundschaftlichen Zusammenhalt unter den Snowboardern.