PASSAU
Mit Detlef Spengler starb ein großer Freund Italiens

09.02.2023 | Stand 25.10.2023, 11:08 Uhr

Detlef Spengler liebte Italien über alles. −Foto: Archiv Zanner

Von Thomas Seider

Nach 19 Jahren mit unendlicher Tapferkeit ertragener schwerer Krankheit ist Friedrich-Detlef Spengler, Ehrenvorsitzender der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Passau-Montecchio Maggiore, am Samstag im Alter von 78 Jahren verstorben.

Er bleibt in Passau und bei den italienischen Freunden der Partnerstadt als ein großer Freund Italiens und Liebhaber der italienischen Seele in Erinnerung – des Landes, in dem in den letzten Kriegsstunden am späten Abend des 30. April 1945 im Kampf mit US-Soldaten sein Vater Hauptmann Friedrich Spengler im norditalienischen Cornuda gefallen war, den er deshalb nie kannte und zeitlebens vermisste. Die Freundschaft zu Italien und die Völkerverständigung sollten Thema und Leidenschaft seines Lebens werden.

Detlef Spengler war glücklich und stolz auf seine Familie, die geliebte Ehefrau Gabi und die Söhne Andi und Fritz, der eine promovierter Juniorprofessor für Medienpädagogik in Rostock, der andere bekannter Countertenor. Auch Detlef Spengler war beruflich erfolgreich als Versicherungskaufmann mit Büro im Haus der Familie in der Lederergasse. Sein Herz schlug für seine Lieben und für Italien. Das hatte lange vor Gründung der Deutsch-Italienischen Gesellschaft in Passau begonnen. Als Achtjährigen hatte ihn seine Mutter Inge mit nach Grado in Venetien genommen, wo die Ärztin einen Medizinerkongress besuchte. Für den Buben war das Meer „eine Sensation“ und daheim in Passau kaufte er sich mit den restlichen Lire ein Eis bei Fontanella.

Zur Deutsch-Italienischen Gesellschaft kam Detlef Spengler durch seinen besten Freund Dr. Vittorio Azzara. Der Lektor an der Uni verunglückte später tödlich bei einem Verkehrsunfall 2002 in Kohlbruck. Azzarra gründete 1993 die DIG mit einigen Studenten, Spengler war sofort dabei, fünf Jahre Stellvertreter und dann 16 Jahre Vorsitzender. Rund 70 Mal bereiste er Italien vom Norden bis zur Stiefelspitze, am meisten faszinierten ihn die Städte Montecchio Maggiore, Bisceglie in Apulien und Palermo auf Sizilien. Dort lernten die Spenglers den prominenten Mafia-Bekämpfer Bürgermeister Leoluca Orlando kennen, der dann 2002 Passau besuchte.

Vor 19 Jahren begann Detlef Spenglers schlimme Krankheitsgeschichte. Er war an Prostatakrebs erkrankt, das viel größere Problem war aber, dass die damalige Behandlung gründlich schieflief und er dadurch schwere Schäden erlitt. „Vieles in meinem Körper ging kaputt“, erzählte Spengler. Eine lange Leidensgeschichte mit vielen Hochs und Tiefs nahm ihren Lauf. Er konnte das Haus nicht mehr verlassen, keine Reisen mehr unternehmen, keine Veranstaltungen und Treffen mehr besuchen.

Im Januar 2014 wäre er fast gestorben, mehrere Wochen lag er im Koma. Die Familie bereitete sich auf den Abschied vor. Dann geschah ein Wunder. Mit seinem von Sohn Fritz gesungenen Lieblingslied „Lascia ch’io panga“ auf dem Kopfhörer, der Arie aus der Händel-Oper „Rinaldo“, kehrte Detlef Spengler unverhofft ins Leben zurück. Sein Herzrhythmus stabilisierte sich, er konnte weiter operiert werden und kehrte nach sechs Monaten im Krankenhaus nach Hause zurück. Den Vorsitz der DIG musste er Ende 2014 abgeben und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 2008 hatte ihn die Stadt Passau mit der Ehrennadel für hervorragende Verdienste im Ehrenamt ausgezeichnet.

Gesund wurde er nicht mehr, aber Detlef Spengler konnte noch Jahre von den vielen Begegnungen und Erlebnissen der vorangegangenen Jahrzehnte weiter zehren. „Ohne die Liebe meiner Familie wäre ich nicht mehr am Leben“, sagte er. In den letzten 14 Tagen seines Lebens stand er weitere acht Operationen durch, vor einer neunten schlief er in der Nacht auf Samstag im Klinikum friedlich ein. Die Beerdigung ist am Freitag, 17. Februar, um 13.30 Uhr in St. Severin am Innstadtfriedhof.




Konzert findet statt

Der letzte Wunsch von Detlef Spengler war es, dass Sohn Fritz das angekündigte Konzert am Samstag, 11. Februar, 19 Uhr, in der Heiliggeistkirche auch dann geben soll, wenn er selbst es nicht mehr erleben würde. Das Konzert findet statt. Fritz Spengler widmet es seinem Vater.