Radltour durch Südamerika
Inntaler inmitten der Unruhen in Peru

Extrem-Radler Ludwig Iretzberger aus Reut ist nach zwei Monaten in Lima

28.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:27 Uhr

Die Zufahrten zu Dörfern in Peru sind blockiert.

Nach zwei Monaten ist Ludwig Iretzberger nun endlich am Ziel. Seit Anfang Dezember radelte der Reuter durch Südamerika (PNP berichtete). Durch Chile, Argentinien, Paraguay, Bolivien, Brasilien und Peru ging die Tour. Iretzberger strampelte auf den höchsten Vulkan der Erde (knapp 7000 Meter hoch), durchquerte die 45 Grad heiße Atacama-Wüste, wo ihm der Wind das Zelt davonwachelte. In Paraguay fuhr er sich wegen Kaktusstacheln einen Platten, radelte auf der „Todesstraße“, die über den La-Cumbre-Pass (4700 Meter Höhe) ins Amazonasgebiet führt. Affen haben ihm während der Fahrt Proviant vom Fahrrad geklaut und jetzt ist er in Lima angekommen – dort, wo seit Dezember Unruhen sind, weil sich die Proteste gegen Präsidentin Dina Boluarte immer mehr verschärfen. Aus Lima erreichte die PNP die letzte WhatsApp-Nachricht von Ludwig Iretzberger:

„Hier der letzte Bericht meiner Extrem-Radtour in Südamerika. Ich bin heute in Lima, Perus Hauptstadt am Pazifischen Ozean, angekommen. Nach 8376 Kilometern und über 40000 Höhenmetern auf dem Radl habe ich heute mein Ziel erreicht und am Strand des Pazifischen Ozeans mit einem Foto meine Extrem-Radtour beendet. Ich war nicht sicher, ob ich überhaupt wegen der aktuellen Situation mit Aufständen, Kämpfen und Protesten nach Peru einreisen darf. Zum Glück durfte ich aber, von Brasilien her kommend“, so Iretzberger.

Und weiter: „Zwischenzeitlich war ich wieder einmal für kurze Zeit illegal in einem Land unterwegs. Bei der Ausreise von Brasilien musste ich noch meinen Reisepass vorzeigen. Dann war ich schon fünf Kilometer in Peru unterwegs und es war noch immer kein Grenzposten in Sicht, dem ich meinen Pass hätte zeigen können. Erst nach Erkundigungen wurde mir erklärt, dass die Registrierung und den Stempel im Reisepass die Polizeistation übernimmt. Ich musste dann nochmals zum letzten Dorf zurückradeln und dort die Polizeistation suchen, dann habe ich auch meinen Stempel im Pass bekommen. In Peru waren wegen der Aufstände und Proteste die Zufahrten zu jedem Dorf mit Reifen, Fässern, Baumstämmen und Menschen blockiert. Ich durfte aber als ,exotischer Radfahrer‘ die Absperrungen passieren.“

Dann beschreibt er die weiteren Hindernisse: „Etwas problematischer war es in der Stadt Cusco, hier musste ich zuerst wieder vom flachen Gebiet in Brasilien auf 3416 Meter hoch radeln, denn dort oben befindet sich die Stadt Cusco, die ich auf dem Weg nach Lima durchfahren musste. Hier war alles abgeriegelt, hier kommt kein Fahrzeug mehr durch. Mit Hilfe vom Militär und Polizei konnte ich aber über Nebenstraßen vorankommen. Im Zentrum von Lima finden die Kämpfe statt. Da musste ich aber zum Glück nicht rein, weil sich der Flughafen außerhalb des Zentrums befindet. Um rechtzeitig anzukommen, musste ich noch ein paar Nachtfahrten einlegen. Bei der längsten Nachtfahrt war ich bis um zwei Uhr morgens unterwegs. Aber jetzt bin ich ja – zwar etwas müde, aber glücklich und gesund – am Ziel angekommen. Es wird jetzt Wochen dauern, um die ganzen Erlebnisse und Eindrücke – und das waren nicht wenige – zu verarbeiten.“

Donnerstagabend ging’s für ihn zurück nach Reut. Zuvor gab es jede Menge Pizzas und Hamburger in Lima. „Und zu Hause freue ich mich auf meine Familie, meine Freunde, Bekannten, Nachbarn sowie auf eine Brotzeit und ein Bier.“