Deggendorf
Anwohner klagen über Lärm aus Deggendorfer Transitzentrum

02.08.2018 | Stand 18.09.2023, 3:00 Uhr

Party auf dem heißen Blechdach: Nacht für Nacht wird im Ankerzentrum bis in die frühen Morgenstunden geschrien, getanzt und gelärmt, die Musik läuft auf voller Lautstärke – und im Himmelreich gegenüber liegen die Nerven der Anwohner blank. − Foto: Mittermeier

In den vergangenen Tagen sind einige Anwohner aus dem Himmelreich auf die Redaktion der Deggendorfer Zeitung zugekommen, die Nerven liegen blank. Grund: Angeblich sei der Lärmpegel aus der Asylunterkunft, die seit Mittwoch Ankerzentrum heißt, beträchtlich. Ein Lokalaugenschein ist vereinbart, am Mittwoch um 23.15 Uhr.

Afrikanische Musik und Geschrei ist schon von weitem zu hören. Das Ankerzentrum auf der anderen Seite des Bahngleises ist hell erleuchtet, in fast jedem Fenster brennt das Licht. Die Fenster sind größtenteils geöffnet, Menschen sitzen auch noch in der obersten Etage auf den Fensterbrettern, lassen die Füße nach draußen baumeln. Immer wieder klettern junge Männer aus den Fenstern auf das davor liegende Blechdach.

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Die Musik ist laut, Bässe wummern, einige der Bewohner klatschen dazu im Takt, im hinteren Bereich scheinen ein paar Frauen mitzutanzen und zu singen. Es wird von Fenster zu Fenster geschrien. Es wird debattiert, einer der jungen Männer schreit im Stil einer Ansprache. Aus vielen Fenstern tönt Musik, Fernseher laufen. Übertönt wird das alles von einer Sirene, wie man sie vom Autoscooter auf dem Volksfest kennt. Die wird im Minutentakt gestartet und macht das Szenario noch chaotischer, als es ohnehin schon wirkt.

Nach längerer Zeit geht drüben plötzlich ein Hoflicht an, die Fassade wird beleuchtet. Die Radios verstummen, einige Fenster werden geschlossen. Einer der Bewohner redet auf Deutsch nach unten: "Wir kein Problem, kein Problem!", schreit er. Das Hoflicht geht wieder aus – und zwei Minuten später die Musik an. Die Sirene ertönt. Die Fenster gehen auf. Es wird gelacht, man hört das Wort "Polizei" und wieder Gelächter.

"Die Regierung von Niederbayern nimmt die Angelegenheit sehr ernst"

Die Deggendorfer Zeitung hat die Regierung von Niederbayern am Donnerstagvormittag um eine Stellungnahme zu der Lärm-Problematik gebeten. Am späten Nachmittag antwortete Pressesprecherin Katharina Kellnberger: "Die Regierung von Niederbayern nimmt die Angelegenheit sehr ernst. Noch am Nachmittag war der zuständige Bereichsleiter vor Ort und hat mit den betroffenen Anwohnern, dem Sicherheitsdienst und auch der Polizei intensive Gespräche geführt. Gemeinsam wurde erörtert, wie die Situation verbessert werden kann. Die besprochenen Maßnahmen reichen von Lärmschutz bis zu persönlichen Konsequenzen für Ruhestörer. Selbstverständlich wurden die Bewohner eindringlich ermahnt und auf die Problematik hingewiesen."

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