Fischerdorf
Fischerdorfer Paar nach Flut: Geheiratet wird ein Jahr später

Zwar konnten Diana Vieth und Robert Stifter heuer nicht Hochzeit feiern, dennoch sind sie zuversichtlich. Mit 5000 Euro aus den Fluthilfespenden an die PNP-Stiftung können sie eine neue Küche finanzieren.

03.08.2013 | Stand 05.08.2013, 6:51 Uhr
Wo zum Hochwasser die Kieslader im Minutentakt hergefahren sind, spielen jetzt wieder die Söhne Gino (l.) und Davin. Ihre Eltern,  Robert Stifter und Diana Vieth, arbeiten mit Hochdruck daran, ihr Haus  in Fischerdorf wieder wohnlich zu machen. −Foto: Foto: Kallmeier

Der 22. Juni 2013, diesen Tag hatten sich Diana Vieth und Robert Stifter rot im Kalender angestrichen. Es sollte ihr Hochzeitstag werden. "Mit dem Standesamt in Niederalteich, das hätte vielleicht noch geklappt, der erste Stock stand nicht unter Wasser. Von den Gummistiefeln ins Brautkleid, das wollte ich aber nicht", sagt Diana Vieth. "Eine Hochzeit soll ein freudiges Ereignis sein und man soll feiern. Danach war uns und auch vielen unserer Nachbarn, die eingeladen waren, jetzt nicht zumute", fügt Robert Stifter hinzu.

Das Haus der jungen Familie in Fischerdorf (Lkr. Deggendorf) liegt in Sichtweite des provisorischen Damms unterhalb der Autobahn, der am Tag vor der Flut noch schnell aufgeschüttet wurde – und hielt. Gebrochen ist jedoch der ältere Isardamm und die Wassermassen setzten das Erdgeschoss des neu errichteten und eingerichteten Hauses unter Wasser. Erst 2011 wurde es fertiggestellt, nach den neuen Hochwasserrichtlinien ohne Keller und es liegt einen Meter höher als die Nachbarhäuser. Genutzt hat das freilich nichts. Besonders bitter: Erst im Januar hatte das Paar alle Elektrogeräte ausgetauscht, um Geld zu sparen, nachdem es die Stromrechnung bekommen hatte. Als ihr Eigenheim fertiggestellt war, konnten sich die jungen Eltern aufgrund der Lage in Fischerdorf nicht mehr gegen Hochwasser versichern. Jetzt müssen Diana Vieth und Robert Stifter selbst entscheiden, mit welchen Maßnahmen sie ihr Haus wieder auf Vordermann bringen.

"Wir haben zwar keinen Keller, der getrocknet werden muss, jedoch eine Fußbodenheizung", erklärt der Familienvater. Die läuft jetzt seit drei Wochen durchgehend, ebenso wie spezielle Trocknungsgeräte. "Ob das klappt, wissen wir aber noch nicht." In drei Wochen können die Spezialisten mehr sagen. So lange ist es einen Versuch wert und deutlich günstiger, als Fließen, Estrich, Isolierung und die Heizung herauszureißen. Allerdings dreht sich ordentlich der Stromzähler – mehr als 3000 Kilowatt/Stunden wurden allein in den vergangenen Wochen verbraucht. "Aber die Stromrechnung kommt ja erst im Januar", sagt Robert Stifter mit etwas Galgenhumor.

Zwar könnten Diana Vieth und Robert Stifter zusammen mit ihren Söhnen Gino (3) und Davin (1) im ersten Stock wohnen, bei dem Lärm aus dem Erdgeschoss ist das aber kaum möglich. Daher sind sie zurzeit nach einem kurzen "Hochwasser-Urlaub" bei den Großeltern im Norden bei Freunden untergekommen. Wenn das Trocknen des Bodens klappt, könnte die Familie vielleicht in acht Wochen wieder einziehen. "Ansonsten wäre Weihnachten schön", sagt Diana Vieth. Wenn der Boden hält, ist ihre größte Anschaffung demnächst eine neue Küche. Die können sie von den 5000 Euro der PNP-Leser jetzt finanzieren.

Die Hochzeit findet auf jeden Fall im nächsten Jahr statt – allerdings nicht am gleichen Datum. "Es wird wohl das Pfingstwochenende werden", blickt die Mutter nach vorne.  Nur was es dieses Mal auf die Einladungskarten schreiben, das weiß das Paar noch nicht. "Dieses Mal hatten wir einen Kompass vorne drauf mit ,Zwei auf dem richtigen Weg‘. Mal schauen, was wir uns einfallen lassen."