Freyung/Passau

Mord in Freyung: Warum wurde das Opfer so spät gefunden?

04.09.2017 | Stand 19.09.2023, 6:46 Uhr

Der Angeklagte vor Gericht. − Foto: Pierach

Am zweiten Verhandlungstag im Prozess um den Mord an Lisa H. in Freyung hat der Angeklagte, ihr Exfreund Dominik R., weiter geschwiegen.

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Der 23-Jährige soll seine Freundin wohl im Oktober 2016 erstochen und dann in der gemeinsamen Wohnung versteckt haben. Die Leiche der 21-Jährigen wurde erst Tage später gefunden. Dominik R. war zu diesem Zeitpunkt mit dem gemeinsamen Sohn schon auf der Flucht. Er konnte Mitte November in Spanien festgenommen werden.

Am Montagnachmittag ging es vor Gericht vor allem um die Frage: Warum wurde die Leiche der jungen Frau so spät gefunden?

Lisas Mutter hatte sich schon länger Sorgen gemacht, ihrer Tochter auch Nachrichten geschickt, sie möchte sich doch bitte melden. Auf diese Nachrichten hatte sie sogar am 10. November, also mutmaßlich Tage nach dem Tod von Lisa, noch per Whatsapp eine Antwort bekommen. "Ja, mach ich dann." Ob diese Antwort vom Mörder ihrer Tochter verfasst wurde, ist noch unklar. Jedenfalls ging die Mutter am 11. November 2016 erstmals zur Polizei - und ließ gewaltsam die Wohnung ihrer Tochter öffnen. Doch bei der Durchsuchung wurde nichts gefunden, obwohl die Beamten auch in die Schränke schauten und sogar die Couch verrückten. Den seltsamen Geruch in der Wohnung schoben sie auf die Katzenklos. Sonst war dort alles ordentlich.

Am Tag darauf ging Lisas Mutter erneut in die Wohnung, wohl, um weiter für Ordnung zu sorgen. Dabei machte sie in einer Nische neben dem Kamin die grauenvolle Entdeckung - den Leichnam ihrer Tochter, in Plastik gehüllt. Rund um dieses Paket lag Katzenstreu verteilt, erinnert sich ein Polizist.

Als die Polizei gegen 10.30 Uhr an diesem 12. November zu dem Haus kam, lag die Frau hysterisch schreiend im Treppenhaus. "Das ging mir bis ins Mark", erinnert sich eine Polizistin vor Gericht.

Tätowiererin und Hausmeister sagen aus

Was Dominik R. in der Zeit zwischen Lisas Tod und deren Auffinden gemacht hat, darüber konnten weitere Zeugen vor Gericht zumindest ein wenig Aufklärung verschaffen. Eine Tätowiererin aus Passau sagte aus, dass sie dem Angeklagten in zwei Sitzungen ein Tattoo mit der Inschrift "Die Wahrheit schweigt wenn das Para spricht" auf ein Bein stach. ("Para" steht in der Jugendsprache für "Geld".) Am 4. November wurde das Tattoo fertig gestellt. Auf dem anderen Bein hat der Angeklagte ein Tattoo mit der Inschrift "Fick den Richter, nur Gott kann mich richten". Wann dieses Tattoo gestochen wurde, ist noch unbekannt.

Auch der Hausmeister wurde angehört. Er sagte aus, dass er nach dem 4. November an der Wohnung der Getöteten war, um Unterschriften wegen einer Baustelle einzuholen. Dabei habe Dominik R. den Hausmeister wissen lassen, dass Lisa H. am 8. November wieder da sei - obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon tot gewesen sein dürfte. Der Hausmeister sagte zudem aus, dass er Lisa H. am 26. oder 27. Oktober noch gesehen habe. Des weiteren habe er beobachtet, wie jemand eine Waschmaschine und einen Wäschetrockner vom Haus der Verstorbenen abholte. Es handelte sich dabei um einen Bad Kötztinger, der ebenfalls vor Gericht aussagte. Er habe die Anzeige zu den zwei Haushaltsgeräten am 29. Oktober auf Ebay-Kleinanzeigen entdeckt und noch am selben Tag zu einem Preis von 200 Euro abgeholt.

URL: https://www.pnp.de/archiv/1/mord-in-freyung-warum-wurde-das-opfer-so-spaet-gefunden-7504376
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