Skellig Michael in Irland: Mächtige Insel und "Star Wars"-Drehort

17.06.2016 | Stand 29.06.2016, 16:08 Uhr

Kurz vor der Landung auf Skellig Michael bietet sich Touristen an klaren Tagen ein famoses Bild der kleinen Insel. Das steile, schroffe, mit nur ein paar Blümchen überzogene Eiland beherbergt auf seinem Hochplateau eines der bedeutendsten Klöster Irlands. Hier lebten einst bis zu zwölf Mönche unter härtesten Bedingungen. Fotos: Gregor Wolf

Ein karges Eiland vor der rauen westirischen Küste war schon im 6. Jahrhundert Zuflucht für Mönche. Mit "Star Wars" gelangte das Naturjuwel nun zu weltweitem Ruhm.

Jahrzehnte haben Fans der Weltraumsaga auf diesen Moment gewartet. Nach einer über zweistündigen Hatz durchs Weltall ist auf einmal eine idyllische Insel auf der Kinoleinwand zu sehen, umspült vom tiefblauen Ozean, überzogen vom feinen Grün zierlicher Blümchen und dominiert von kargem, steilem Fels. Hunderte Stufen führen Titelheldin Rey hinauf zum Plateau – und dann ist er da, der zuvor verschwundene Scifi-Messias, der Held der "Star-Wars"-Jugend der 1970er und 1980er Jahre: Luke Skywalker. Doch dieser cineastische Meilenstein gehört nicht dem Jedi-Meister allein, vielmehr ist es die Kulisse von Skellig Michael, einem imposanten Eiland vor der Küste Irlands.

Die einzigartige Umgebung fasziniert die Menschen in der Grafschaft Kerry schon seit Jahrhunderten. Relikte der ersten Besiedlung sind noch heute zu sehen. Und Guide Claire O’Halloran (53) zeigt sie den maximal rund 150 Inselbesuchern pro Tag. "Die Geschichte ist einfach unglaublich", beginnt sie mitten im von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobenen Kloster auf dem Hochplateau von Skellig Michael.

Wohl im 6. Jahrhundert entstanden, lebten hier einst bis zu zwölf Mönche. "Sie mussten sich sehr rauen Bedingungen stellen und viele Entbehrungen in Kauf nehmen." Süßwasser gab’s nur durch Regen, Nahrung aufgrund fehlender landwirtschaftlicher Möglichkeiten nur aus dem Meer. Selbst das steinerne Baumaterial für die rund zulaufenden Hütten – sie sind ebenfalls in "Star Wars: Das Erwachen der Macht" zu sehen – musste beschwerlich mit Booten hergebracht werden. Zumindest den Weg den Felsen hinauf optimierten die tiefgläubigen Christen im Laufe der Jahrhunderte durch lange Steintreppen, die in über 600 Stufen von drei Seiten der Insel zum Kloster führen.

Landung nur bei ruhiger See möglich

Heutzutage ist die rund einstündige Fahrt mit zwölf Mann fassenden Booten zwar einfacher und schneller als zu früheren Zeiten, trotzdem muss bei gut einem Drittel der Touren die Landung aufgrund der rauen See abgesagt werden. Dann genießen die Besucher aber nichtsdestotrotz faszinierende Ausblicke auf Skellig Michael und dessen kleinen Bruder, Little Skellig.

Vor allem dort, auf der kleineren der beiden Inseln, nisten rund 60.000 Seevögel, fast ausschließlich Basstölpel. Wenn ein Schiffchen recht nah ans Ufer kommt, können diese zu Hunderten oder gar Tausenden in wenigen Sekunden in die Lüfte steigend und so laut kreischend Erinnerungen an Alfred Hitchcocks "Die Vögel" wecken. Dabei sind die Tierchen gänzlich ungefährlich. Aufgrund der schieren Masse könnte nur die Kleidung der Bootspassagiere ein paar kleine weiße Flecken abbekommen. Das meiste des Vogeldrecks landet jedoch deutlich sichtbar an den felsigen Hängen von Little Skellig.

Schon bei der Anfahrt auf offener See machen die gefiederten Freunde auf sich aufmerksam. Sie tummeln sich in der Luft, pfeifen blitzschnell über die Wasseroberfläche auf der Suche nach Fischen. Im kühlen Nass vertreiben sich aber auch Delfine und Robben ihre Zeit.

"Die Insel spricht für sich selbst"

"Die Natur ist einzigartig", sagt Reiseführerin Claire. Grund genug, um die Besucherzahl zu reglementieren. 13 Boote haben aktuell die Lizenz für je eine Landung pro Tag. Vor allem die süßen, auf Skellig Michael brütenden Papageientaucher bedürfen besonderen Schutzes – auch für die Filmcrew eine Herausforderung. Doch an den drei Drehtagen "haben alle versucht, die Insel bestmöglich zu respektieren", blickt die 53-Jährige zurück. Nur an sechs Orten des Eilands wurde gearbeitet, mit einer weitaus kleineren Mannschaft als ursprünglich geplant. "Die Macher haben wohl begriffen, dass die Insel für sich selbst spricht."

Trotzdem: Seit der Hollywood-Blockbuster im Dezember 2015 in die Kinos kam, haben deutlich mehr Leute Interesse daran, die Skelligs zu besuchen. Das Infozentrum bei Portmagee hatte in den vergangenen Monaten 25 Prozent mehr Besucher als zuvor. In einem Schaufenster eines Restaurants im Städtchen steht eine kindsgroße Stormtrooper-Figur neben alten Holzschiffchen, und im Tante-Emma-Laden gibt’s ein Extra-Regal mit "Star-Wars"-Fanartikeln. Allgegenwärtig ist das Fantasieuniversum jedoch nicht.

"Wir hatten große Bedenken, dass ,Star Wars‘ das Dorf verändern würde", berichtet Hotelbesitzer Gerard Kennedy (56). "Aber das war unbegründet." Lob hat er, genauso wie Skellig-Expertin Claire, für die behutsamen Drehs parat: "Jeder normale Sturm richtet mehr Schaden an als das, was die Crew da drei Tage gemacht hat."

Diese drei Tage aber würden touristisch gesehen deutlich nachwirken. "Wir haben mittlerweile viele Gäste, die wegen dem Film zu uns kommen", freut sich der 56-Jährige. "Das Beste daran ist aber: Sobald sie auf Skellig Michael waren, sprechen sie nicht mehr über Jedis, sondern über die faszinierende Natur und das unglaubliche Leben der Mönche." Die Macht muss mit ihnen gewesen sein.

INFOS
Skellig Michael liegt zwölf Kilometer vor der irischen Küste in der Grafschaft Kerry. Das Eiland ist lediglich 22 Hektar groß.
Anreisen: Aer Lingus (www.aerlingus.ie) und Lufthansa (www.lh.com) fliegen täglich von München nach Dublin. Von dort geht es mit dem Mietauto weiter nach Westen.
Übernachten: Direkt an der Ablegestelle für Boote nach Skellig Michael gelegen, liegt in Portmagee das urige, familiengeführte "The Moorings Hotel" (www.moorings.ie). Ein paar Kilometer davon entfernt besticht das etwas größere "Butlers Arms Hotel" (www.butlerarms.com) in Waterville vor allem mit einem super Strandblick.
Ausflugstipps: Die Ausflüge mit Landgang auf Skellig Michael sind für dieses Jahr bereits fast ausgebucht. Alternativ gibt es jedoch auch Bootsfahrten rund um die Skellig Islands, die nicht minder faszinierende Blicke bieten. Zudem sollte man auch beim Infozentrum "The Skellig Experience" vorbeischauen. Infos unter www.skelligexperience.com.

www.ireland.com

PNP-Redakteur Gregor Wolf reiste auf Einladung von Tourism Ireland und lieh sich auf Skellig Michael ein "Lichtschwert" eines irischen Paares aus, das es für ihren kleinen Neffen "zu Luke Skywalker bringen" sollte. Mehr Berichte vom Autor finden Sie unter www.waldundwelt.de.