Meran in Südtirol: Von wegen altbacken

02.10.2015 | Stand 02.10.2015, 14:00 Uhr

"Wir können einfach nicht ohne einander": Die Schwestern Anna (v.l.), Priska und Martina Ganthaler leiten zusammen mit ihren Eltern das Hotel "Muchele" in Burgstall bei Meran. − Fotos: Neo-Comm/Metzger

Vom einstigen leicht angestaubten Image ist nichts mehr übrig. Die Kurstadt Meran hat sich erfolgreich einer Verjüngungskur unterzogen − ist dabei aber ihren Traditionen treu geblieben.

Die Heimat verlassen? Martina Ganthaler (33) schüttelt energisch den Kopf. "Nein, nie", sagt die junge zweifache Mutter mit Nachdruck. "Für mich gibt es keinen schöneren Ort als Südtirol." Freilich habe sie viel von der Welt gesehen, erzählt sie. Ihr Zuhause sei aber immer das geliebte Meraner Land mit seinen Bergen, den bodenständigen Menschen und natürlich dem guten Wein geblieben. Hier ist Martina Ganthaler fest verwurzelt, hier leben ihre Eltern und ihre beiden jüngeren Schwestern. Und hier ist das "Muchele" – das familiengeführte Hotel in Burgstall nahe Meran – ihr Leben.

1952 erbaute Johann Ganthaler, der Großvater der drei Schwestern, das Hotel, benannt nach dem Vorfahren "Much", der einst Flößer auf der Etsch war. "Wenn der Much geahnt hätte, was wir vergangenen Winter gezaubert haben, dann hätte er wohl die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen", sagt Martina Ganthaler und lacht. Denn Martina und Priska (31) waren es in erster Linie, die das Hotel neu gestalteten und ihm ihre ganz persönliche Handschrift verliehen.

"Irgendwie sexy" sei es geworden schwärmt Martina über den Umbau. Schon allein wegen des auffallenden "Spitzenvorhangs" an der Hotelfassade. Die an den Balkonen angebrachten Gitter vereinen Verzierungen aus traditioneller Kleidung, die Zahl 3, die für die Ganthaler-Schwestern steht, sowie die Welle, das Symbol des "Schiffsmuch". Martina erklärt die eigenwillige Fassade so: "Eigentlich ist es ein Zusammenspiel von Tradition, Herkunft und Leichtigkeit."

Dieser Einklang von Ursprünglichem und Moderne ist ebenso typisch für die Kurstadt Meran, die sich – laut Touristikern und Einheimischen – in den vergangenen Jahren einer regelrechten "Anti-Aging-Kur" unterzogen hat. Im ganzen Ort schießen im früheren "Senioren-Mekka", das einst die österreichische Kaiserin Sisi so liebte, "junge" Cafés, Boutiquen, Restaurants und Hotels aus dem Boden. "Es hat sich viel getan hier", betont Maria (31). Die Schuhverkäuferin stammt aus Naturns im Vinschgau und arbeitet seit 15 Jahren in Meran. "Früher kamen fast ausschließlich Ältere und Familien mit Kindern zum Wandern." Heute sei die Zielgruppe – abgesehen vom beliebten Törggelen im Herbst – eine andere. "Das junge Publikum nimmt die guten Wellness- und Shoppingangebote wahr", sagt Maria. "Und darüber sind wir sehr froh."

Auf heiße Partynächte hofft man in Meran allerdings vergeblich. "Wir haben keine Clubs oder Discos", erklärt Aaron Stecher, Barkeeper im Hotel Therme Meran. "Hier ist richtig, wer Ruhe sucht."

Dabei ist Meran nicht nur vor allem bei Wochenend-Urlaubern beliebt. Auch immer mehr Südtiroler ziehe es in die Kurstadt, sagt Aaron Stecher und ergänzt: "Die Immobilienpreise sind inzwischen auf Münchner Niveau." Wegziehen käme für den gebürtigen Vinschgauer dennoch nie in Frage: "Hier habe ich alles, was ich brauche."

Auch die Ganthaler-Schwestern bleiben ihrem Dreimäderlhaus treu. Schon seit 16 beziehungsweise 14 Jahren sind Martina und Priska die guten Seelen im "Muchele". Die Jüngste, Anna (25), ist seit vier Jahren mit dabei. Zusammen mit ihren Eltern Hansjörg und Franziska bilden sie ein eingeschworenes Team. "Ehrlich gesagt: Wir streiten selten, diskutieren ständig, lachen viel und können einfach nicht ohne einander", sagt Martina. "Die Familie hilft einfach zusammen. Wir sind hier so traditionell."

INFO

Meran ist – nach der Landeshauptstadt Bozen – mit knapp 39000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Südtirols und von Südostbayern aus mit dem Auto in dreieinhalb bis gut vier Stunden erreichbar. Schon seit dem 19. Jahrhundert ist Meran als Kurort bekannt. Beliebt ist der Ort am Fuße des Naturparks Texelgruppe aber vor allem als Ausgangspunkt für Wanderungen und Mountainbike-Touren.

ÜBERNACHTEN

Hotel "Muchele" in Burgstall bei Meran: Doppelzimmer ab 89 Euro pro Person. Die Winterpause beginnt am 10. November, die neue Saison startet dann Ende März 2016.

www.muchele.com

Das Hotel Therme Meran wurde vom Südtiroler Stararchitekten Matteo Thun gestaltet. Es liegt direkt im Stadtzentrum und bietet einen direkten Zugang zur Therme Meran, die heuer ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Der Eintritt ist für Hotelgäste kostenlos. Doppelzimmer ab 134 Euro pro Person. Das Hotel ist ganzjährig geöffnet.

www.hotelthermemeran.it

www.meranerland.com

www.meran.eu

Isabel Metzger ist Redakteurin der Passauer Neuen Presse und reiste auf Einladung der PR-Agentur Neo-Comm.