Im Geheimdienst Ihrer Majestät in der Schweiz

16.05.2014 | Stand 11.03.2016, 10:00 Uhr

Der imposante Bau auf dem Schilthorngipfel diente im sechsten Film der
James-Bond-Reihe als Hauptschauplatz. Im Hintergrund reiht sich die
Dreierkette aus Eiger (von links), Mönch und Jungfrau auf. Auf die
"Senke" zwischen Mönch und Jungfrau führt die Jungfraubahn. − Foto:
Schilthornbahn/Jost von Allmen

Der Blick nach oben lässt die Besucher nur erahnen, wo die Fahrt hingehen wird. Schließlich führt das dicke Stahlseil mehr als 1000 Höhenmeter nach oben. Als der letzte Gast an Bord ist, gehen die Türen der geräumigen Gondel gemächlich zu. Das Gefährt beginnt zu ruckeln, setzt sich letztendlich in Bewegung, und augenblicklich erklingt eine weltberühmte Melodie, die untrennbar mit dem Namen James Bond verbunden ist: Der Titelsong, der bisher in jedem 007-Streifen eine Rolle spielte, haucht aus den Lautsprechern. Ziel der Fahrt ist das Schilthorn, bei Bond-Fans besser bekannt als Piz Gloria, Hauptschauplatz von "Im Geheimdienst Ihrer Majestät".

2970 Meter über dem Meeresspiegel liegt der Gipfel, auf dem das erste Drehrestaurant der Welt thront. Der imposante Rundbau wurde in den 1960er Jahren eigens für die Dreharbeiten des Agententhrillers erbaut. Auf der Leinwand spielt das Gebäude eine zentrale Rolle, dient dem Schurken Ernst Stavro Blofeld, gespielt von Telly Savalas, als Hauptquartier. Dessen globale Vernichtungspläne werden aber von Bond, James Bond, zunichte gemacht. 007 wird im sechsten Film der Reihe das erste und einzige Mal vom Australier George Lazenby verkörpert. Ein weiteres Novum: Der Agent mit der Lizenz zum Töten heiratet; seine frisch Angetraute wird jedoch in der Schlusssequenz ermordet.

Kenner des Films entdecken die Original-Schauplätze sofort: die Sonnenterrasse, auf der Bond zum Eisstock greift, die Zwischenstation Birg, wo Blofelds Privatreich beginnt, oder die Gondeleinfahrt, bei der sich 007 an den Stahlseilen entlanghangelt. Als Erinnerung an den Dreh steht ein lebensgroßer George Lazenby mit gezückter Waffe auf der Aussichtsplattform – und seit rund einem Jahr hat das Museum, die Bond-World, geöffnet.

Burger und Kaffee mit 007-Schriftzug In der Ausstellung werden nicht nur die Handlung des Films und die Entwicklung der Dreharbeiten erklärt, Besucher können auch interaktiv mitmachen. Im Hubschrauber einmal selbst das Hauptquartier des Schurken anfliegen? Mit dem Simulator kein Problem. Auch die atemberaubende Bobfahrt am Fuße des Schilthorns kann man nachspielen. Später gibt’s im Restaurant dann Burger mit 007-Zeichen auf der Semmel oder Cappuccino mit schokoladigem 007-Logo auf dem Milchschaum.

Dabei hat der knapp 3000 Meter hohe Gipfel weitaus mehr zu bieten als seine cineastische Vergangenheit. Im Winter ein weites Ski-, im Rest des Jahres ein ausgedehntes Wandernetz zum Beispiel. Doch am bekanntesten ist das Schilthorn für seine Aussicht. Bei klarem Wetter sieht man bis zum Schwarzwald. Und: Nirgends hat man einen besseren Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Das bis zu 4158 Meter hohe Dreigestirn der Berner Alpen gilt vor allem bei asiatischen Touristen als Schweizer Wahrzeichen.

Anders als das Schilthorn ist das gegenüberliegende Gipfeltrio nicht so flott erreichbar. Anstrengen muss man sich trotzdem nicht. Von Lauterbrunnen im Tal unterhalb des Bond-Berges geht’s via Zug vorbei an der alpinen Ski-Weltcupstrecke von Wengen ins Örtchen Kleine Scheidegg auf 2061 Metern. Es ist die letzte Siedlung vor der Fahrt durch dicke Gesteinsschichten. Schon vor mehr als hundert Jahren wurde ein Tunnel durch die bei Bergsteigern berüchtigte Eiger-Nordwand gegraben. Bei 3454 Höhenmetern war Schluss. Das Jungfraujoch, zwischen Mönch (4107 Meter) und Jungfrau (4158 Meter) am Aletschgletscher gelegen, beheimatet heute die höchste Bahnstation Europas. Die Besucher kommen aus der ganzen Welt.

Wenn Schaffner Hans Peter Wyss auf dem Weg gen oben die Fahrkarten kontrolliert, ist er stets freundlich, hat ein Lächeln im Gesicht, und meist errät er die Nationalität seiner Gäste. "Die wichtigsten Sachen kann ich auf Deutsch, Englisch, Französisch, Japanisch und Koreanisch sagen", erklärt der Schweizer stolz. "Die Leute freuen sich, wenn man sie in ihrer Sprache anspricht." Bei Chinesisch oder Arabisch muss er aber passen: "Alles kann man nicht können."

High Heels und erster SchneeDie extreme Multikulti-Mischung auf dem Jungfraujoch ist für einige mittlerweile zur Attraktion geworden. Bewohner der Golfstaaten, die am Aletschgletscher zum ersten Mal Schnee in den Händen halten, oder Inderinnen, die sich im alpinen Gelände mit High Heels zu bewegen versuchen, sind für Europäer eben eine Schau.

Im Mittelpunkt steht aber freilich die Umgebung. Der Blick in die Ferne ist zwar nicht so optimal wie am Schilthorn, dafür ist man den 4000er-Gipfeln ganz nah und kann den längsten Alpengletscher bestaunen. Ein richtiges Gefühl für die Eismassen bekommt man im Inneren der Jungfraujoch-Station. Tief unter der Oberfläche des Gletschers haben die Betreiber einen Skulpturenpark installieren lassen. In den kalten Hallen hat sich zum Beispiel der putzige Scrat aus dem Film "Ice Age" versteckt. Und auch Sherlock Holmes hat ein Abbild aus Eis spendiert bekommen, schließlich spielt einer seiner Romane in der Region. James Bond ist also in guter Gesellschaft.

INFOAnreisen: Von München aus gibt es an sechs Tagen der Woche Flüge mit Sky Work zum Flughafen Bern-Belp, www.flyskywork.com. Alternativ kann man mit dem Zug anreisen, www.db.de oder www.sbb.ch. Im Berner Oberland erreicht man per Bahn alle wichtigen Ziele.
Übernachten: Gute Ausgangspunkte für Touren im Berner Oberland sind zum Beispiel das Hotel Du Nord in Interlaken, www.hotel-dunord.ch, oder das Hotel Edelweiss im autofreien Dorf Mürren, www.edelweiss-muerren.ch. Weitere Informationen gibt es unter www.jungfrauregion.ch.
Schilthorn: Informationen unter www.schilthorn.ch.
Jungfraubahn: Informationen unter www.jungfrau.ch.
Bern: Ein Ausflug in die Schweizer Bundesstadt rundet einen Trip ins Zentrum der Alpenrepublik ab. Die hügelige Großstadt mit historischer Altstadt lässt sich gut bei einer geführten Tretroller-Tour erkunden. Informationen unter www.bern.com.
Gregor Wolf, Redakteur der Passauer Neuen Presse, reiste auf Einladung der Tourismusorganisationen im Berner Oberland mit Unterstützung von Lobster Communications. Mehr Reiseberichte vom Autor unter www.waldundwelt.de.