Jetzt rockt er die Alpen: Vom Profi-Musiker zum Hotelier

20.12.2013 | Stand 20.12.2013, 14:00 Uhr

Die Berge rund um Berchtesgaden sind für Peter Juhre zu jeder Jahreszeit das "schönste Wandergebiet Deutschlands".  − Fotos: Isabel Metzger/Stromberger PR

Peter Juhre hat schon einige Tiefschläge einstecken müssen. Unterkriegen lassen hat sich der 49-Jährige jedoch von keinem einzigen. "Alles, was einem im Leben widerfährt, hat einen tieferen Sinn" – daran glaubt Juhre. "Zufälle gibt es nicht. Es ist immer Schicksal."

Als schicksalhaft betrachtet der ehemalige Profi-Musiker, der mit Rock-Legenden wie Tina Turner auf der Bühne stand, rückblickend auch seinen schweren Unfall. Der gab seinem schillernden Leben zunächst eine tragische, dann aber eine durchaus glückliche Wendung.

2006 rempelt ein Reisender den damals 42-Jährigen am Münchner Hauptbahnhof an. Peter Juhre – bepackt mit Aktentasche und Koffer – verliert das Gleichgewicht, stürzt 23 Stufen in die Tiefe und bleibt schwer verletzt liegen. Er bricht sich unter anderem fünf Lendenwirbel. "Es hieß zunächst, dass ich womöglich nicht mehr laufen kann", erinnert sich der Münchner, der sein Leben bis dahin auf einen Nenner bringt: "Rock ’n’ Roll". Peter Juhre sitzt nach dem Unglück im Rollstuhl und kommt zur Reha nach Schönau am Königssee – wiederum eine schicksalhafte Fügung, wie er heute findet. Denn das Berchtesgadener Land zieht den Weltreisenden in seinen Bann. "Ich bin hier sofort angekommen. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, hier gehör’ ich hin."

Er trat mit Tina Turner und Bonnie Tyler aufNoch während der Reha kündigt Peter Juhre seine Wohnung in München und zieht nach der Therapie in ein Ferienappartement. Sein altes Leben lässt der Musiker komplett hinter sich. Der Bassist hatte bei der Band "Vice" und dann bei "Wet Paint" gespielt. Er lernte die großen Stars kennen, trat mit Tina Turner, Bonnie Tyler und auch Cliff Richards auf und lebte in den 1990ern ein Jahr lang in Los Angeles. "Ich war gut, verdammt gut", sagt er selbstbewusst über den Verlauf seiner 20-jährigen Musikkarriere.

Aus den USA zurück gründet Peter Juhre eine Konzertagentur – doch auch hier schlägt das Schicksal zu. Schon bald muss er Insolvenz anmelden – nicht aus eigenem Verschulden, wie Juhre betont. Zwei Geschäftspartner haben ihn demnach um eine hohe Summe geprellt. Trotz Wut, Enttäuschung und Finanzsorgen steckt er den Kopf nicht in den Sand. Sein Geld verdient er dann als Tourneemanager, arbeitet auch für "Mike and the Mechanics". 2006 passiert der Unfall.

Erst im Berchtesgadener Land scheint der Rock-’n’-Roller zur Ruhe zu kommen. Zum Glück, seinen "Herzensort" gefunden zu haben, und zum gesundheitlichen Glück, wieder gehen zu können, gesellt sich das private Glück: In der Klinik in Schönau verliebt er sich in Physiotherapeutin Conny.

Mit ihr verwirklicht Peter Juhre, der aus einer erfolgreichen Gastronomenfamilie stammt, seinen Traum: Das Paar baut eine kleine, exklusive Ferienwohnungsanlage mit einem seiner Aussage nach einmaligen Konzept in Berchtesgaden auf. Die vier luxuriösen Wohnungen – alle mit fünf Sternen ausgezeichnet – verbindet Juhre mit dem Service eines Hotels. So kann jeder Gast täglich entscheiden, ob er sich selbst versorgen oder sich mit Frühstück und Abendessen verwöhnen lassen will.

Dabei ist der Ex-Musiker – inzwischen Vater von Sohn Lennox (2) – nicht nur Chef und Ideengeber, er macht auch die Buchhaltung, kocht für die Gäste und kümmert sich um deren Urlaubsgestaltung. Dem 49-Jährigen liegt es am Herzen, den Touristen "sein" Berchtesgadener Land zu zeigen, das er – obwohl er erst seit sieben Jahren hier lebt – besser kennt als so mancher Einheimischer.

"Das Berchtesgadener Land ist das schönste Wandergebiet Deutschlands", schwärmt er von der Region rund um Watzmann, Königssee, Kehlstein und Jenner. "Man kann mehr als 40 Tage am Stück wandern, ohne auch nur eine Strecke doppelt zu gehen."

Stetig, aber moderat bergauf führt der Weg auf den Berchtesgadener Hausberg, die Kneifelspitze. Mitte Dezember, wenn die Paulshütte auf 1189 Metern Höhe noch geschlossen hat, stapft der Wanderer teils mutterseelenallein durch den Schnee. Vom Gipfelkreuz bietet sich ein imposantes Panorama auf den Königssee, den Watzmann und den benachbarten Kehlstein. "Herr, wen Du lieb hast, den lässest Du fallen in dieses Land", steht am Kreuz. Schriftsteller Ludwig Ganghofer drückte mit diesem Satz seine Liebe zu den Berchtesgadener Alpen aus.

Der Königssee hat TrinkwasserqualitätWesentlich gemächlicher, aber mit einer nicht weniger beeindruckenden Aussicht führt der Malerwinkelrundweg am Königssee entlang. Tiefschwarz liegt der See im Winter da. "Es ist der einzige See Deutschlands mit hundertprozentiger Trinkwasserqualität", erzählt Juhre. Es ist reinstes Gebirgswasser, das im Sommer selbst Hartgesottene kaum zum Baden einlädt: Auch an heißen Tagen erwärmt es sich auf maximal 18 Grad.

Zu den Kältepolen zählt – neben dem Funtensee – das Gebiet rund um die Scharitzkehlalm am Fuße des Hohen Göll. Von Oktober bis März dringt hier kein Sonnenstrahl durch. "Es ist immer sieben bis acht Grad kälter als in der übrigen Region und absolut schneesicher", sagt Peter Juhre. Das wiederum wissen die bayerischen Biathleten zu nutzen, die hier einen Trainingsstützpunkt haben.

Weg aus Berchtesgaden will der Zugereiste freilich nicht mehr. "Wo sonst gibt es eine solche Natur und Bergkulisse?", schwärmt er und fügt schmunzelnd über den Ort, an den ihn das Schicksal geführt hat, hinzu: "Es gibt schlechtere Plätze."

INFO Übernachten: Peter Juhre hat das Ferienparadies Alpenglühn im Juni eröffnet. Die vier Fünf-Sterne-Wohnungen für zwei bis vier Personen sind exklusiv eingerichtet, sie kosten pro Tag ab 145 Euro. Neben Sauna und Wellnessbehandlungen gibt es im Garten einen Pool sowie einen Whirlpool, der ganzjährig zu nutzen ist. Ferienparadies Alpenglühn, Wiesenweg 4, 83471 Berchtesgaden,  08652/6557472, www.alpengluehn.de.

 Auskunft: Informationen über die Region gibt es bei der Berchtesgadener Land Tourismus GmbH, Bahnhofplatz 4, 83471 Berchtesgaden,  08652/65650-0, www.berchtesgadener-land.com.

Isabel Metzger, Redakteurin der Passauer Neuen Presse, besuchte das Berchtesgadener Land auf Einladung des Ferienparadieses Alpenglühn.