Ford Ranger Wildtrak im PNP-Test
Ein echtes Männerauto

27.06.2014 | Stand 27.06.2014, 14:11 Uhr

Lastesel trifft Dressurpferd: In der Landwirtschaft kann der Ford Ranger seine Talente am besten ausspielen. − Fotos: Weinberger

Rrrranger! Allein das klingt nach Cowboyhut und Abenteuer. Da muss man dieses 5,35 Meter lange Ungetüm von einem Ford, dessen riesige Doppelkabine über einen Meter achtzig in den Himmel ragt und dessen Ladefläche für ausgedehnte Baumarkt-Besuche taugt, noch gar nicht gesehen haben. Wir haben den unter anderem in Südafrika gebauten Pickup in der komfortablen, aber relativ teuren Version "Wildtrak" getestet.

Auftreten: Der Ranger ist mit nüchtern ausgestatteter Einzelkabine, 125 PS-Diesel und Hinterradantrieb ab 24978 Euro zu haben − und um ein gutes Stück länger als eine S-Klasse. Ein Mordstrumm Auto, das besonders in der orange lackierten Wildtrak-Ausführung im hiesigen Stadtverkehr allein durch schiere Größe für Aufsehen sorgt. Männer reagierten auf unseren Test-Ranger überwiegend mit breitem Grinsen und nach oben gestreckten Daumen, Frauen zogen die Augenbrauen hoch. Keine Frage, der Ranger ist ein Männerauto, der allen gefällt, die früher auch Colt Seavers und seinen GMC Sierra cool fanden.

Kaum zu glauben, aber für amerikanische Verhältnisse ist der Ranger eher klein. Sein bulliges Äußeres verdankt er seinem großen Bruder F-150, Ur-Meter aller Pick-Ups, bis zu 6,36 Meter lang und seit Jahren das meistverkaufte Auto in den USA. Mutig, wer sich da noch in ein Parkhaus traut. Der Ford Ranger gehört freilich nicht in die Gassen einer Großstadt, sondern auf die Baustelle oder in die Landwirtschaft. Dorthin also, wo man die 1,56 Meter lange Ladefläche am meisten zu schätzen weiß. Sie ist mit stabilem Kunststoff ausgekleidet, verfügt über massive Zurrösen und bei Bedarf auch über ein Aluminium-Rollo als Abdeckung, das allerdings 1900 Euro kostet und etwas Laderaum kostet.

Einsteigen: In Deutschland tritt der Ranger gegen Konkurrenten wie Nissan Navara, Toyota Hilux, Mitsubishi L200 und VW Amarok an. Punkten kann der Ford dabei mit einem in dieser Fahrzeugklasse ungewöhnlich komfortablen Innenraum. Ford-typisch wird nicht mit Knöpfen und Schaltern gegeizt. Die Materialien wirken robuster als in einem normalen Pkw und sind recht solide verarbeitet. Mit an Bord sind unter anderem sieben Airbags, CD-Radio, elektrisch einstellbare Außenspiegel, Berganfahrassistent, ESP und ein höhenverstellbarer Fahrersitz. Die optisch besonders auffällige Ausführung "Wildtrak" verfügt unter anderem über Klimaanlage, Navigation und eine Rückfahrkamera, deren Bild in den Innenspiegel projiziert wird – besonders praktisch, wenn ein Anhänger an den Haken genommen werden soll.

Losfahren: Dass der Ranger ein dickes Ding ist, lässt er den Fahrer spüren. Das Gefühl geht eher in Richtung Lkw, wenn man eifrig an der wenig direkten Lenkung kurbelt und dem stets unüberhörbaren Fünfzylinder-Dieselmotor die Sporen gibt. Aus 3,2 Litern Hubraum werden 200 PS geschöpft. Und ein mächtiges Drehmoment von 470 Newtonmetern, die ab 1500 Umdrehungen kräftig anschieben und tausend Touren höher schon wieder stark nachlassen. Fleißiges Schalten ist angesagt, was mit der überraschend knackigen Sechsgang-Box aber kein großes Problem ist. Alternativ wäre ein Sechsgang-Automat zu haben.

Abrollkomfort und Straßenlage sind gut, obwohl der Ranger hinten nur über Blattfedern verfügt. Nur bei kurzen Wellen im Asphalt wird’s ungemütlich. Abseits befestigter Infrastruktur blüht das Männerauto erst richtig auf. Mit zuschaltbarem Allradantrieb und einer Bodenfreiheit von 23,2 Zentimeter ließe sich der Ranger über Äcker und durch Kiesgruben scheuchen. Gebremst dürfen bis zu 3350 Kilo gezogen werden. Der Verbrauch des 2,2-Tonners? Lag im Test erstaunlicherweise fast exakt auf dem Niveau des Papierwerts, also bei rund zehn Litern.

PNP-Fazit: "Der Ranger ist riesig, unhandlich und fährt sich fast so wie ein Lkw. Aber er ist ungeheuer praktisch für alle, die häufig abseits von Teerstraßen unterwegs sind und dabei sperriges und schmutziges Ladegut transportieren müssen. Auch als Zugfahrzeug stellte der Pickup im Test seine Qualitäten unter Beweis."