Schnaitsee/Karlsruhe
Verhafteter Taliban aus Schnaitsee: Mordverdacht wird geprüft

15.02.2017 | Stand 20.09.2023, 6:41 Uhr

In diesem Haus in Schnaitsee hat Abdol S. seit einem halben Jahr gelebt, war Sprecher der dort untergebrachten Flüchtlinge und Ansprechpartner für Behörden und den örtlichen Helferkreis. − Foto: Josef Unterforsthuber

Der vor einer Woche in Schnaitsee (Landkreis Traunstein) verhaftete Flüchtling Abdol S. aus Afghanistan bleibt in Untersuchungshaft. Dies bestätigte die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe gestern der Heimatzeitung. In Schnaitsee bedauern viele Menschen die Verhaftung und die Vorwürfe gegen den 20-Jährigen, weil sie ihn seit über einem Jahr als vorbildlich integrierten, freundlichen, pflichtbewussten und engagierten jungen Menschen schätzen gelernt haben.

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Wie Frauke Köhler, Staatsanwältin und Pressesprecherin des Generalbundesanwalts am Bundesgerichtshof in Karlsruhe, am Dienstagnachmittag erklärte, könne sie wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens nicht viel zu diesem Fall sagen. Derzeit werde geprüft, ob sich der bisherige Tatverdacht bestätigt und "ob Anklage erhoben wird". Die bisherigen Anschuldigungen gegen den jungen Afghanen waren so schwerwiegend, dass der Bundesgerichtshof den Haftbefehl erlassen hat.

Auch wenn ihm unter anderem vorgeworfen wird, dass er als Taliban-Kämpfer in Afghanistan an der Tötung eines US-Soldaten beteiligt war, sei ihr bisher kein Auslieferungsersuchen der amerikanischen Behörden bekannt. Zuständig sei für Abdol S. weiter die deutsche Strafverfolgungsbehörde. Keine Auskunft wollte die Sprecherin zu Hinweisen geben, dass die Vorwürfe gegen den 20-Jährigen vor allem auf seinen eigenen Angaben bei der im Laufe seines Asylverfahrens üblichen Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) beruhen. Abdol S. soll dort erklärt haben, vor seiner Flucht den Taliban angehört zu haben.

Evi Reiprich aus Schnaitsee, die sich im Helferkreis auch um den 20-Jährigen gekümmert hat, äußert sich dazu ebenfalls nicht. Die 49-Jährige gibt allerdings zu bedenken, dass Abdol S. erst 16 beziehungsweise 17 Jahre alt war, als er bei den Taliban gewesen sein soll.
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