Straubing
Landrat hat entschieden: SR bleibt alleiniges Kennzeichen

09.04.2013 | Stand 09.04.2013, 11:30 Uhr

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Landrat Alfred Reisinger hat entschieden und sich klar gegen die Wiedereinführung von Alt-Kfz-Kennzeichen, wie sie vor der Landkreisreform 1972 bestanden, ausgesprochen. Die vom Bundesverkehrsministerium und dem Bayerischen Wirtschaftsministerium ins Auge gefasste mögliche Wiedereinführung hält er nicht für zeitgemäß, eher rückwärts gerichtet und daher für unsinnig. "Seit 40 Jahren ist SR das Erkennungsmerkmal für unsere Region und daran sollte man auch nicht rütteln. Die Wiedereinführung wäre ein Rückschritt in alte Zeiten und würde uns in der Weiterentwicklung nichts bringen", so der Landrat. In seiner Meinung hätten ihn viele Bürgerinnen und Bürger bestätigt und nicht einmal eine Handvoll Briefe oder E-mails hätten sich dafür ausgesprochen.

Auch die vielfach zitierte Untersuchung von Professor Borchert aus Heilbronn sei nicht repräsentativ, da die Befragung nur in den betroffenen Orten, nicht jedoch landkreisweit durchgeführt wurde. Dies belege auch eine vor wenigen Wochen veröffentlichte aktuelle Studie des Nachbarlandkreises Regen, wo sich selbst im Altlandkreis Viechtach eine satte Mehrheit von 67 Prozent gegen eine Wiedereinführung von VIT ausgesprochen hat.

Vorteile für das Regionalmarketing oder den Tourismus sieht der Landrat nicht. Der Landkreis arbeite daran, den Landkreis als Ganzes und erfolgreich gewachsene Einheit nach außen hin zu vermarkten. "Wenn ich heute das Argument höre, dass die Wiedereinführung der Altkennzeichen BOG, MAL, LAN und KÖZ in unserem Landkreis auch marketingtechnisch eine gute Möglichkeit sei, um auf die Region aufmerksam zu machen, dann kann ich dies nicht nachvollziehen. Unsere Anstrengungen sind so ausgerichtet, dass wir den Landkreis Straubing-Bogen als Zukunftsregion etablieren können. Wenn wir im Wettbewerb, egal ob im touristischen oder wirtschaftlichen, bestehen wollen, dann sollten wir als Einheit auftreten, dazu gehört auch ein gemeinsames Kennzeichen. Alle bisher im Zuge der Wirtschafts- und Tourismusarbeit gehörten Argumente bezüglich Marketing und Außendarstellung gehen weg von kleinstrukturiertem Gemeindedenken", bekräftigt Landrat Alfred Reisinger.

Da es sich bei der Kfz-Zulassung um eine staatliche Aufgabe handelt und nicht um eine Kreisaufgabe, trifft die Entscheidung über die Wiedereinführung der Altkennzeichen der Landrat in seiner Funktion als Amtsvorstand des zuständigen Staatlichen Landratsamtes und nicht der Kreistag. Trotzdem hat der Landrat die Kreistagsfraktionen im Rahmen einer Fraktionsführerbesprechung im Februar 2013 sowie in der letzten Kreisausschuss-Sitzung am 19. März zu dieser Thematik angesprochen. Die im Kreistag vertretenen Fraktionen hätten daraufhin zu verstehen gegeben, dass eine Behandlung des Themas im Kreistag nicht gewünscht wird. "Es gibt wichtigere Themen für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Region als ein Blechtaferl am Auto", so Landrat Reisinger.

Mit der Wiedereinführung von Altkennzeichen, wie vor der Landkreisreform, würde auch ein größerer Verwaltungsaufwand und Kosten produziert, weil neben dem bewährten SR auch die Kennungen MAL, BOG, LAN (für Landau a.d. Isar) und KÖZ (für Kötzing) möglich gewesen wären. Eine Erweiterung des EDV-Systems in der Zulassungsstelle wäre damit unumgänglich. Die vorhandenen Finanzmittel sollten daher für wirkliche Verbesserungen eingesetzt werden und nicht für ein Zurück in alte Zeiten. Ein gutes Beispiel für eine sinnvolle Investition im Kfz-Zulassungsbereich ist die kürzlich eingeführte "Erweiterte Zuständigkeit", ein Projekt, das dem Bürger tatsächlich viel Zeit und Geld spart, so gemeinsam der Landkreis-Chef und der Leiter der Verkehrsbehörde am Landratsamt, Franz Beyerl.

Im Rahmen der letzten Landrätetagung haben die niederbayerischen Landräte intensiv über die Thematik beraten und sind sich in ihrer Einschätzung einig: Die Wiedereinführung der Altkennzeichen hat keinerlei praktischen Nutzen. Sie würde keine Innovation und keinen Fortschritt bedeuten, sondern wäre im Gegenteil ein Rückschritt hin in Zeiten vor der Landkreis-Gebietsreform. 40 Jahre nach der Gebietsreform würden sich wieder neue Gräben auftun. "Auch wenn möglicherweise einige Landräte zu einem anderen Schluss kommen und doch zur Wiedereinführung neigen, halte ich die mehrheitliche Absprache der niederbayerischen Landräte nach wie vor für richtig", betont der Straubing-Bogener Landrat.

"Ich habe auch den Eindruck, dass eine große Mehrheit der Bürger in unserem Landkreis die Wiedereinführung der Altkennzeichen ablehnt. Die Altkennzeicheneinführung darf nicht nur aus Bogener oder Mallersdorfer Sicht beurteilt werden, sondern betrifft die gesamte Bevölkerung unseres Landkreises. Aus Gemeinden der Altlandkreise Bogen und Mallersdorf – jenseits der Stadt Bogen und des Marktes Mallersdorf-Pfaffenberg - erreichen mich im Grunde fast keine Anfragen zu diesem Thema. Auch dies bekräftigt mich in meiner Ansicht", so Landrat Reisinger abschließend.

 − pnp