Wenn wie aktuell die Temperaturen die 30-Grad-Marke durchbrechen und die Luft in den Klassenzimmer zu flirren beginnt, sehnen sich viele Schüler nach der Durchsage: hitzefrei. Schließlich gibt es nichts, das einen schneller aus der Schulbank ins Schwimmbad schickt. Eine einheitliche Regelung, ab welchen Temperaturen zum Beispiel eine Schule hitzefrei ausrufen muss, gibt es aber nicht. "Es liegt in der Eigenverantwortung der Schule", sagt Lisa Graf, Sprecherin des bayerischen Kultusministeriums .
Die Entscheidung liegt also im Ermessen der Schulleitungen. Dabei spielen vor allem "raumklimatischen Verhältnisse" in den Schulen eine Rolle, heißt es im Kultusministerium. Es sei außerdem wichtig, die Konstitution der Schülerinnen und Schüler zu beobachten. "Glasgebäude zum Beispiel können sich sehr schnell erhitzen", sagt Lisa Graf. Die Schulleitung müsse dann schneller reagieren als andere.
Heuer hat in Passau noch keine Schulleitung reagiert. Überhaupt, sagt Schulrätin Frieda Dollinger, habe sich das Thema hitzefrei in den vergangenen Jahren"weitgehend erledigt". Das liegt vor allem daran, dass Schulen immer mehr Ganztagsangebot haben und die Kinder ohnehin dort bleiben müssen. "Wenn es hitzefrei gibt, muss man die Eltern sofort informieren." Ansonsten verletze eine Schule ihre Aufsichtspflicht.
Wenige können auf die spontanen Freistunden reagieren, da es immer mehr Familien gibt, in denen beiden Elternteile arbeiten. Dem Chef mitteilen, dass man am Nachmittag spontan frei haben will, weil der Sohn hitzefrei hat, dafür haben die wenigsten Betriebe Verständnis. Wird also der Begriff "hitzefrei" bald überflüssig?
Schulen werden Möglichkeiten finden, sagt Dollinger, das Thema hitzefrei nicht aus dem Leben der Schüler zu verbannen. Zum Beispiel verlegen immer mehr Lehrer die Nachmittagsbetreuung ins Freie, lesen und rechnen mit den Schülern im Schatten der Bäume. Das Freibad, das trifft es dann aber immer seltener, wenn der Gong zwei Stunden früher ertönt als sonst.
− rer
