Velden
BFV-Organspende-Aktionstag: Ohne neue Hornhaut wäre Fußballer blind

28.04.2017 | Stand 18.09.2023, 1:54 Uhr

Bei Tageslicht bringt Hermann Rusch (57) sein rechtes Auge, in dem eine gespendete Hornhaut eingesetzt ist, nur mit Mühe auf. Nach einer langen Leidensgeschichte geht es ihm nun "wesentlich besser". Das Spiel seines TSV Velden in Deggendorf verfolgt er ohne Schmerzen. − Foto: Drexler

Als eine Autoimmunkrankheit Hermann Rusch fast das Augenlicht nimmt, bricht für ihn eine Welt zusammen. Doch der Veldener hat Glück: Es findet sich ein Transplantat als Ersatz für seine eigene, sich auflösende Hornhaut.

Hermann Rusch schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Fast wäre es passiert: Veldens Mittelstürmer Thomas Reichvilser läuft allein aufs Deggendorfer Tor zu, er schießt – doch Jirka Krejci, der Torwart der Donaustädter, pariert im letzten Moment. Rusch schüttelt ungläubig den Kopf. Der 57-Jährige ist stellvertretender Abteilungsleiter der Sparte Fußball beim TSV Velden (Landkreis Landshut, Bezirksliga West). Im blauen Trainingsanzug steht er auf der Laufbahn im Deggendorfer Donau-Wald-Stadion und fiebert mit. Es ist nicht selbstverständlich, dass er das Spiel sehen kann. Gäbe es keine Organspenden – Rusch wäre wohl schon längst erblindet.

Er ist 35, als ihn immer wieder heftige Bauchkrämpfe plagen. "Ich war kreidebleich, habe gerade einmal 66 Kilo gewogen", erinnert er sich. Als ihn ein Bekannter anspricht, geht er zum Arzt. Die Diagnose: Morbus Crohn, eine Autoimmunerkrankung.

2011 ist es so weit: Die Risse im rechten Auge sind zu groß, auch kleinere Operationen helfen nicht mehr. Rusch muss sich einer Chemotherapie unterziehen und bekommt ein Hornhaut-Transplantat. Weil sein Körper das fremde Gewebe abstößt, folgen zwei weitere Teiltransplantationen – die letzte im vergangenen Sommer. "Nun geht es mir wesentlich besser, und seit Februar kann ich mit dem rechten Auge meine Finger wieder sehen", sagt Rusch. Die Lebensfreude scheint zurückgekehrt. Auch das Ofenbauen sei ohne größere Einschränkungen wieder möglich. Dennoch: Fast täglich denkt der 57-Jährige an das Spender-Organ in seinem Auge. "Das beschäftigt mich. Erst später wird dir klar, dass dafür jemand gestorben ist."

Dabei hatte Rusch Glück. Nicht jeder, der auf ein fremdes Organ angewiesen ist, bekommt auch eins. Laut dem bayerischen Gesundheitsministerium sterben jährlich etwa 1000 Menschen in Deutschland, weil es nicht genug Spenderorgane gibt. Allein in Bayern warten rund 1500 kranke Menschen auf ein Organ. Obwohl rund 80 Prozent der Deutschen einer Organspende positiv gegenüberstehen, haben nur 35 Prozent einen Spenderausweis.

Fußball-Wochenende im Zeichen der "Organspende"

Mit einer groß angelegten Aktion machen der Bayerische Fußball-Verband und das bayerische Gesundheitsministerium am Wochenende auf den Fußballplätzen auf das Thema "Organspende" aufmerksam. Über 500 Amateur-Vereine beteiligen sich. "Wir wollen Berührungsängste abbauen, aufklären und für eine bewusste Entscheidung zum Thema Organspende werben", sagt BFV-Präsident Rainer Koch.

Abgerundet wird die Kampagne mit der Regionalliga-Partie zwischen Wacker Burghausen und der Spvgg Unterhaching am Montag, 1. Mai (20.15 Uhr/Sport1). Auch die 24 Kreispokal-Endspiele stehen unter dem Motto Organspende.

Weitere Infos: www.keine-ausreden.bayern

− fed



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