Zimmern
Ein Pferdeflüsterer im Auftrag des Passauer Bischofs +++ Video

14.03.2017 | Stand 19.09.2023, 5:50 Uhr

Gemeinsam mit "Jo" und dessen Sohn "Arpat" bewegt Branko Hug in den kommenden Wochen rund 300 Festmeter Holz. "Das Pferderücken hat eine uralte Tradition", sagt der Schweizer. − Fotos: Drexler

Ein kurzer Blick, ein schnelles Kettenrasseln – schon galoppiert "Jo" los. "Hü" und "Ho" hallt es durch den Wald. Wenn Branko Hug ruft, folgt ihm sein Ardennerhengst "Jo" sofort. Mit grauem Hut, rotem Karohemd und Arbeitshandschuhen steht der 41-jährige Schweizer hinter dem hoch gewachsenen Pferd und zeigt ihm die Richtung an. "Jo" ist zehn Jahre alt, kräftig und muskulös. Im Geäst schimmert sein Fell haselnussbraun. Branko Hug soll gemeinsam mit "Jo" und dessen Sohn, dem sechs Jahre jüngeren "Arpat", im Auftrag des Bischofs insgesamt zehn Hektar Wald durchforsten. In dem kleinen Waldstück in der Nähe des Dörfchens Zimmern im Rottal ziehen die Ardenner in den kommenden Tagen rund 300 Festmeter Holz von A nach B.

"Jo" und "Arpat" ersetzen den Harvester

Es ist ein bewölkter Tag, nur ab und an schafft es ein Sonnenstrahl durch die dichten Baumkronen. Moosgeruch liegt in der Luft, Stunden zuvor hat es geregnet. Während Branko Hug die Zügel fest in seinen Händen hält, zieht "Jo" Meter lange Baumstämme hinter sich her. "Wir bewegen uns von der einen zur anderen Rückegasse", erklärt der gelernte Forstwirt in Schweizer Mundart. In den meisten Wirtschaftswäldern erfolgt die Holzernte rein maschinell. Die Rückegassen, von wo aus ein Greifer das Holz holt, liegen normalerweise 20 Meter auseinander. In den Wäldern des Passauer Bistums ist das anders: Der Abstand zwischen den Gassen beträgt 40 Meter. "Schwere Gerätschaften kommen nicht zum Einsatz", sagt Andreas Held. Seit zehn Jahren arbeitet der 46-Jährige aus Bad Birnbach (Landkreis Rottal-Inn) als Forstwirt in der Diözese.

Diese Methode geht auf das "Kölner Verfahren" zurück: Mensch, Pferd und Maschine teilen sich die Arbeit auf. Die Vorteile liegen auf der Hand. "Durch den größeren Abstand der Rückegassen entsteht mehr Fläche für den Wald", erklärt Held. Dadurch wachsen zehn Prozent mehr Bäume nach. Weil sich auch die Bestands- und Bodenschäden in Grenzen halten, zahlt sich das Kölner Verfahren langfristig auch finanziell aus.

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Ein Video von Branko Hug und seinen Pferden sehen Sie hier: