Schärding
Schärdinger "Growshop" darf legal Cannabis-Setzlinge verkaufen

15.01.2017 | Stand 21.09.2023, 22:24 Uhr

In seinem Shop "Dr. Green" in Schärding verkauft Thomas Jaud seit kurzem Hanfpflanzen. Nach österreichischem Recht ist das sogar erlaubt. Der Transport nach Bayern ist aber illegal. (F.: Steinhofer)

Seit eineinhalb Monaten grünt es in Passaus oberösterreichischer Nachbarstadt auf besondere Art und Weise: In einem neuen Shop werden kleine Hanfpflanzen verkauft − und das völlig legal. Das berichtet die Am Sonntag.

Sogenannte "Growshops" gibt es in Großstädten vor allem in Norddeutschland schon länger. Mittlerweile schießen sie auch im ländlichen Raum langsam wie die Pilze aus dem Boden. Im Frühjahr 2015 eröffnete das erste derartig spezielle "Garten-Center" der Region in Tiefenbach. Das Angebot der Läden richtet sich an Kleingärtner mit besonderen Ansprüchen. Verkauft wird dort alles, was für den Anbau von Cannabispflanzen hilfreich ist, aber trotzdem völlig legal erhältlich ist. Denn schließlich könnte man das Equipment beispielsweise auch für eine private Ganzjahres-Tomatenzucht verwenden.

Was es in deutschen "Grow-shops" nicht gibt, sind allerdings Hanfsamen, komplette Pflanzen oder auch nur Tipps vom Verkäufer, was die Cannabis-Aufzucht betrifft. Denn in Deutschland sind Besitz, Handel und Anbau der weichen Droge verboten. Lediglich zu therapeutischen Zwecken kann der Eigenanbau von Cannabis in Einzelfällen genehmigt werden.

Konsumenten aus Bayern kaufen in Österreich ein

In Österreich sieht die Situation etwas anders aus. Hinter der (grünen) Grenze herrscht quasi eine rechtliche Grauzone: Die Cannabis-Aufzucht ist im Alpenland nämlich nicht explizit verboten. "Der Verkauf von Hanf ist erlaubt, solange die Pflanze nicht blüht", erklärt Unternehmer Thomas Jaud aus Ried im Innkreis. Illegal sei nur die Zucht bis zur Blüte und wenn der Verdacht entsteht, dass das Ganze unter dem Vorsatz der Suchtgewinnung betrieben wird. Schließlich ist nur in den Blüten der berauschende Wirkstoff THC enthalten − in getrockneter Form als Marihuana bekannt. "Aber man könnte die Pflanze ja auch nur anbauen, weil sie einfach schön aussieht", sagt Jaud. In Schärding sah der Unternehmer aus Ried im Innkreis noch eine Marktlücke in Sachen Growshops. Am 1. Dezember eröffnete er dort das Geschäft "Dr. Green Ethnobotanik". Zehn Sorten an Cannabispflanzen bietet er als Stecklinge oder Samen an, weitere Sorten auf Anfrage.

"Da liegt es natürlich auch für Konsumenten aus Bayern nahe, sich in Schärding mit Samen und Pflanzen einzudecken", sagte ein Informant zur AS. Ihm zufolge sei neben dem Tank-Tourismus momentan auch ein gewisser Kiffer-Tourismus am Anlaufen − obwohl die Einfuhr der Pflanzen in den Freistaat natürlich streng verboten ist.

Bemerkt hat man ein erhöhtes Cannabis-Aufkommen auch schon bei der Staatsanwaltschaft Passau. "Im Rahmen der Grenzkontrollen auf der Autobahn wurden einige Setzlinge entdeckt", teilt Pressesprecher Walter Feiler auf AS-Anfrage mit. Bislang habe man aber noch keine Info gehabt, wo diese herkamen. Möglicherweise wird künftig bei den Grenzkontrollen nicht nur Ausschau nach Flüchtlingen gehalten.