Gaimersheim
280.607 Sterbebildchen hat Irmgard Jörg aus Gaimersheim gesammelt

05.09.2016 | Stand 05.09.2016, 18:30 Uhr

"Den letzten Gruß kann man doch nicht einfach wegwerfen": 280 607 Sterbezettel hat Irmgard Jörg bereits registriert, 20 000 warten auf den Eintrag in Excel-Tabellen. − Foto: Michaela Resch

Aus dem Nichts ist sie plötzlich da: die Neugierde, in die eigene Vergangenheit schauen zu wollen. Mitten im Gespräch macht sie sich breit: diese drängende Vorfreude, dass sich das Antlitz der Urgroßmutter, des Urgroßvaters oder gar der Ururahnen unter einer Klarsichtfolie abzeichnet oder sich der Name der Vorfahren aus einer endlos langen Liste herausschält. 280 607 Sterbebildchen hat Irmgard Jörg in einer Excel-Tabelle alphabetisch geordnet, noch einmal knapp 20 000 warten in Kartons auf ihre Erfassung im Computer.

"Irgendwann landet jeder bei mir", sagt die 59-Jährige aus Gaimersheim im Landkreis Eichstätt doppeldeutig – bestimmt aber jeder, der Genealogie betreibt. Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie in einem Einfamilienhaus am Waldesrand ein Leben mit Hunderttausenden Toten und hat dabei ganz nebenbei ihren Frieden mit dem Boandlkramer geschlossen: "So viele sind vor mir gegangen", sagt sie gelassen, "so viele werden nach mir gehen." Da schwindet die Angst vor dem Sensenmann.

Aus dem Interesse heraus, selbst in die Ahnenforschung einzusteigen, die eigene Familiengeschichte zu erfahren, begann Irmgard Jörg, Sterbebildchen zu sammeln. Ein höchst sensibler Motivationsgrund kam noch hinzu: "Es ist doch der letzte Gruß eines Menschen", sagt die 59-Jährige, "den kann man nicht einfach wegwerfen."

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