Wohin man schaut in der Landschaft in diesen Tagen, immer bekommt man außerhalb der Städte Flächen in den Blick, auf den etwa 20 Zentimeter hoch der Mais steht. Wenn es stark regnet, ist der Boden dort ungeschützt. Keine Wurzel, kein Gras hält das Wasser auf. Es rinnt wie in Kanälen ab, oft sind die Wege so angelegt, dass sie senkrecht zum Hang liegen. Hecken, Mulden, Säume – kleine Wasserspeicher also – sind der Flurbereinigung zum Opfer gefallen.
Dr. Christine Margraf spricht von einer "sehr gefährlichen Gemengelage". Die für den Bund Naturschutz in Bayern arbeitende Wissenschaftlerin sagt anlässlich der Katastrophe im Landkreis Rottal-Inn: "Die Hochwasserprobleme sind überwiegend hausgemacht." Als Ursachen benennt sie: mehr Starkregen infolge des Klimawandels, größere Wassermengen infolge fehlender Rückhaltemöglichkeiten, höhere Fließgeschwindigkeit des Wassers durch begradigte Bachläufe, mehr Schlamm-Eintrag/wachsende Bodenerosion durch Zunahme von Ackerflächen. Der Boden wird durch schwere Maschinen immer mehr verdichtet, verliert an Porenvolumen. Je poriger und humusreicher und durchwurzelter der Boden ist, umso mehr Wasser kann er aufnehmen. "Jede Minute kann Menschenleben retten" betont Margraf.
Speziell im Maisanbau sieht man beim Bund Naturschutz (BN) ein großes Problem. Im Landkreis Rottal-Inn werden derzeit laut Landwirtschaftsministerium rund 25.700 Hektar Mais angebaut. Dies entspricht etwa 20 Prozent der Gesamtfläche des Landkreises und 34 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche. Hier sind Erosionen durch den Starkregen zum Teil besonders massiv. Dazu sagt BN-Vorsitzender Hubert Weiger: "Niederbayern ist nicht zuletzt auch deshalb so massiv von den Starkregenfällen betroffen, weil die hauptsächlich betroffene Region ein Zentrum des Maisanbaus in Bayern ist. Schon seit vielen Jahren sind in der Region zwischen Landshut und Passau bei Starkregen die höchsten Bodenabträge zu verzeichnen."
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