Pocking
Jugendwallfahrt: Weil's schlechtes Wetter nicht gibt +++ Video

28.04.2017 | Stand 19.09.2023, 23:04 Uhr

Seit 70 Jahren nehmen sich zur Jugendfußwallfahrt jährlich rund 7000 Pilger zwei Tage Zeit, um 90 Kilometer nach Altötting zu marschieren. Hier gehen sie gerade durch Vornbach in Richtung Pocking. − Fotos: Schlegel

Vier Grad, leichter Wind, Dauerregen – und das Ende April. Schlechter könnte das Wetter für eine Fußwallfahrt nicht sein, möchte man meinen. "Stimmt nicht", findet Martin Peter, "Hitze wäre schlimmer." Der 56-Jährige muss es wissen, zum siebten Mal marschiert der Hauzenberger schon mit bei der Jugendfußwallfahrt nach Altötting. Zusammen mit rund 1500 Gläubigen hat er sich gestern früh vom Passauer Dom aus auf den Weg gemacht. Mittags war dann Statio und Pause in Pocking (Landkreis Passau).

"Am Anfang meinst, es geht nicht, aber dann läuft‘s. Zuschauer stellen sich das wohl schlimmer vor", sagt Peter und lacht. Warum er mitgeht? "Weil ich gläubig bin. Und sportlich." Zum ersten Mal dabei sind Julia Mertl (22) und Melanie Mautner (21) aus Freyung. Sie haben schon ein paar Blasen an den Füßen, "aber das ist nicht wild", sagt Julia. Beide arbeiten in den Wolfsteiner Behindertenwerkstätten und hatten spontan die Idee, mitzugehen: "Ich arbeite dort in der Schreinerei, die Behinderten haben heuer die Pilgerkreuze gemacht, 9000 Stück", sagt Melanie stolz.

Die kleinen Olivenholzkreuze mit grünem "Muggelstein" werden auf der Reise verkauft, auch von Wolfgang Schurr vom Bischöflichen Jugendamt. "Wir sind positiv überrascht, dass trotz des Wetters doch so viele mitgegangen sind", freut er sich. An jeder Station kommen nochmal welche dazu, weiß er, "morgen sind es dann schon doppelt so viele". 250 Meter war die bunte Pilgerschlange bis Pocking lang, hat er abgemessen – "am zweiten Tag sind‘s dann meistens 800 Meter". Seit Passau dabei ist Alfred Herfellner aus Rotthalmünster, heuer zum vierten Mal. "Es passt hier einfach", sagt der wanderfeste 60-Jährige. "Ich bin gläubig und man lernt hier jedes Mal neue Leute kennen." Die Strapazen sind nicht ohne, das gibt er zu – "aber nach dem Einzug in Altötting ist das dann vergessen. Wirklich."

Auf diesen Moment freut sich Theologiestudentin Lara Bruck schon sehr. Die 23-Jährige geht erst ab Pocking mit, war schon auf anderen Pilgergängen. "Das ist jedes Mal ein In-sich-selber-Einkehren – auch wenn man unter vielen Menschen ist." Der Regen lenkt sie da nicht ab: "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung", sagt sie lachend und packt ihren Rucksack wasserdicht ein. Bis zum Abend wanderten die Pilger dann gemeinsam weiter nach Malching, wo nach Tag 1 übernachtet wurde. -rot

So viele Pilger zogen durch Pocking (Video: Jörg Schlegel):