Passau
Prozess um Mord in Freyung: Lisa H. starb durch "massivste Gewalt"

16.10.2017 | Stand 19.09.2023, 6:46 Uhr

Dominik R. (l.) soll in Freyung seine Freundin getötet haben. Am sechsten Prozesstag sagten am Landgericht Passau zwei Rechtsmediziner aus. − Foto: Pierach

Am sechsten Prozesstag um den Mord an der 20 Jahre alten Lisa H. in Freyung haben am Montag zwei Rechtsmediziner ausgesagt. Sie machten detaillierte Angaben zu den Todesumständen. Außerdem wurden mehrere Zeugen aus dem Umfeld von Dominik R. gehört.

Einer der beiden Rechtsmediziner ging auf die Blutspuren in Lisa H.’s Wohnung ein. Er sagte, dass der Tatort das Schlafzimmer gewesen sei. Die Matratze sei mit Blut durchtränkt gewesen. Zudem sei der Tatort nach der Tat geputzt worden.

Der zweite Rechtsmediziner sagte aus, dass Lisa H. auf dem Bett an mindestens zwölf Stichen gestorben sei. Auf der Zunge des Opfers wurden zudem zwei Teile von Backenzähnen gefunden. "Das spricht für massivste Gewalteinwirkung", so der Rechtsmediziner. Lisa sei bei Bewusstsein gewesen; sie habe viele Abwehrverletzungen, erklärte er.

Tatwaffe war wahrscheinlich ein Messer
Die Tatwaffe, die noch nicht gefunden wurde, soll ein einschneidiges Werkzeug mit einer mindestens sechs bis sieben Zentimeter langen Klinge gewesen sein, wahrscheinlich ein Messer mit stabiler Klinge. Es könne jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es eine Schere war.

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Ein Nebenkläger fragte den Rechtsmediziner, ob Lisa H. starke Schmerzen hatte. Dieser erklärte, dass der Körper in einer Situation, in der es um Leben und Tod geht, derart viel Adrenalin ausschütte, dass die Handlungsfähigkeit erhalten bleibt. Ob Lisa H. aber Schmerzen empfand, konnte er nicht mit Sicherheit beantworten.

Mutter folgt den Ausführungen
Am vergangenen Prozesstag am Freitag hatte Lisa H.’s Mutter ausgesagt. Zuvor war sie noch nie bei der Verhandlung dabei. Am Montag saßen Lisas getrennt lebende Eltern als Nebenkläger neben dem Staatsanwalt. Die Mutter sagte zur PNP: "Wenn die Öffentlichkeit das hören kann, höre ich mir das auch an."

Bekannte aus Lisas Umfeld sagten aus
Der Angeklagte Dominik R. hatte eine Chat-Bekanntschaft namens Tobias aus dem Raum Augsburg. Tobias, der sich im Chat "Gott" nennt, war bereits am fünften Verhandlungstag gehört worden. Die erste Zeugin, die am Montagvormittag gehört wurde, hatte ebenfalls Kontakt zu Tobias. Sie hatte mit ihm nach der Tat über die Tat geschrieben. Unter anderem habe sie ihn gefragt, ob er wisse, dass Lisa tot sei.

Als zweites sagte am Montagvormittag ein junger Mann aus. Seine damalige Freundin wohnte bei Lisa H. während der Trennungsphase von Lisa und dem Angeklagten Dominik R. In dieser Zeit hatte der Zeuge mehrmals bei Lisa und seiner ehemaligen Freundin übernachtet.

Bruder verweigert die Aussage
Eigentlich sollte am Nachmittag noch der Bruder von Dominik R. aussagen. Er teilte dem Gericht jedoch schriftlich mit, dass er seine Aussage verweigern wolle.

Mitarbeiter des Landratsamts sagt aus
Vor Gericht gehört wurde am Nachmittag ein Mitarbeiter des Landratsamts. Lisa H. habe sich nach der Trennung über das Besuchsrecht erkundigt und Dominik R. diesbezüglich über einen Anwalt kontaktiert, sagte der Mitarbeiter. Der Angeklagte seinerseits habe versucht, Lisa beim Jugendamt anzuschwärzen. Vor Ort habe man aber festgestellt, dass alles in Ordnung sei.

Bewährungshelfer zu letztem Telefonat: "Keine Auffälligkeiten"
Zu Wort kam auch der Bewährungshelfer von Dominik R., der diesem nach einer Verurteilung wegen einer Einbruchserie im Juni 2016 zur Seite gestellt worden war. Er gab an, das letzte Telefonat mit Dominik R. am 28. Oktober geführt zu haben - also einen Tag nach dem mutmaßlichen Todestag von Lisa H.. "Er war ganz freundlich und ruhig, es gab keine Auffälligkeiten", sagte der Bewährungshelfer vor Gericht. Grundsätzlich habe Dominik R. "immer einen freundlichen Eindruck" gemacht. Allerdings habe er sich "gern als Opfer" dargestellt.

− pnp