Passau
Wegen Sturmschäden gilt nun "Wald vor Wild"

06.04.2018 | Stand 21.09.2023, 0:30 Uhr

In den vom Sturm geschädigten Flächen setzt man nun auf Naturverjüngung – hier ist aber Verbiss doppelt so schlimm, was höhere Abschusszahlen nötig macht. − Foto: Archiv

Das Dilemma "Wald vor Wild" oder "Wild vor Wald" hat der Sturm des vergangenen Jahres im Landkreis Passau nochmals verschärft. Die immensen Schäden, die "Kolle" angerichtet hat – eine Gesamtfläche von rund 4000 Hektar muss teilweise komplett aufgeforstet werden – , stellen Jäger und Waldbesitzer vor extreme Herausforderungen. Eine Anpassung der "jagdlichen Voraussetzungen" wird von Seiten der Waldbesitzer gefordert. "Wir müssen die neuen Pflanzen irgendwie in die Höhe bringen", lautet das Argument. Doch schon die bisherigen Abschusspläne sind laut Jägerschaft nur mit "allergrößten Anstrengungen" zu erfüllen gewesen.

Die Pächter in den besonders betroffenen Revieren Kellberg, Thyrnau, Straßkirchen, Salzweg und Donauwetzdorf seien "sehr aufgeschlossen", berichtet Ernst Gerauer, Kreisgruppenvorsitzender des Jagdschutzvereins Passau und Umgebung, von Gesprächen über das weitere Vorgehen in den nach "Kolle" extrem geschädigten Bereichen. "Da steht kaum noch was", weiß Gerauer aus den Gebieten der Hegegemeinschaft Passau V. Man sehe das Problem, noch mehr Rehe schießen zu müssen. Angesichts der Riesenflächen gebe es nur diesen einen Weg.

Nur mit reduziertem Schalenwild sei Naturverjüngung in den vom Sturm gebeutelten Regionen möglich, ist sich Dr. Wolfgang Kornder, Landesvorsitzender des ökologischen Jagdvereins Bayern, sicher. "Der Wald muss wachsen können", lautet seine Prämisse. "Es gibt Wälder, wo es funktioniert", bekundet Dr. Kornder mit Blick auf Nachweise aus der Region aus dem Jahr 2015. Angesichts der Dramatik in den betroffenen Wäldern müsse jetzt allerdings "die Jagd in den Bereichen noch mehr Arbeit leisten" und der Rotwildbestand dort so reduziert werden, dass sich der Wald auf natürliche Weise verjüngen könne. Und dabei sei Eile geboten: Denn wenn es durch höhere Rehwildbestände zu größeren Verbissschäden an den jungen Pflanzen komme, dann "kommt das Gras durch und erstickt die jungen Bäume". Und dann werde die Aufforstung umso schwieriger und teurer. Sein Rat: "Die Gunst der Stunde nutzen." Der Einsatz der Jäger sei jetzt immens wichtig.

− sin

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