Passau
"Ein Minijob kann fatale Folgen haben"

23.01.2018 | Stand 20.09.2023, 2:38 Uhr

Nicole Weingärtner ist Beauftragte für Chancengleichheit bei der Arbeitsagentur in Passau. − Foto: Jäger

Immer mehr Frauen im Landkreis Passau arbeiten – doch oft sind es Minijobs oder Teilzeitstellen, denen sie nachgehen. In gut bezahlten Jobs hingegen arbeiten meistens Männer und auch in Chefpositionen sind vor allem Männer. Warum das so ist und wie es konkret im Landkreis Passau ausschaut, verrät Nicole Weingärtner, die Beauftragte für Chancengleichheit bei der Arbeitsagentur Passau.
Was glauben Sie: Haben Frauen im Landkreis Passau dieselben Chancen wie Männer?
Weingärtner: Grundsätzlich würde ich sagen: ja. Bei gleicher Qualifikation haben Frauen die gleichen Chancen wie Männer. Allerdings spielt bei den Frauen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine große Rolle. Es ist eine Tatsache, dass sich überwiegend die Frauen um die Kindererziehung und häusliche Pflege von nahen Angehörigen kümmern. Auf diese Personengruppe, die Berufsrückkehrer, wird in der Agentur für Arbeit Passau besonderes Augenmerk gelegt. In Zusammenarbeit mit dem Beratungsbüro für Berufsrückkehrer und der Wiedereinstiegsberaterin bieten wir etwa maßgeschneiderte Einzel- und Gruppenberatungen an und Hilfe bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen und Informationen zu Kinderbetreuungsmöglichkeiten.

67 Prozent aller Minijobs im Landkreis Passau machen Frauen. Wie erklären Sie sich diese ungleiche Verteilung zwischen den Geschlechtern?
Weingärtner: Ganz klar spielt auch hier die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine wesentliche Rolle. Gerade für Frauen, welche nach Kinderbetreuungszeiten wieder in den Beruf zurückkehren wollen, ist der Minijob eine Möglichkeit für den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Wissenschaftlich ist jedoch erwiesen, dass Minijobs einen hohen Klebeeffekt aufweisen, viele Frauen bleiben darin hängen. Hinsichtlich der Alterssicherung kann dies aber fatale Folgen haben. Deshalb ist es wichtig, dass der Minijob keine Dauerlösung darstellt, sondern nach einer gewissen Zeit in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mündet.

− san



Mehr zu diesem Thema lesen Sie in Ihrer Dienstags-Ausgabe der Passauer Neuen Presse (Landkreis Passau) vom23. Januar 2018.