Münchner Lustspielhaus
Echte Helden tragen Glitzershirt: Martin Frank spielt Siegfried

28.12.2017 | Stand 19.09.2023, 5:35 Uhr

Einer muss es ja tun: Martin Frank als glänzender Held Siegfried nebst heldenhafter To-do-Liste im Münchner Lustspielhaus. − F.: Busch-Frank

Wenn ein Gott seinen Himmelskörper am liebsten aushäusig fortpflanzt, dabei aber noch nicht mal seine Villa namens Walhall abzahlen kann, dann gibt das eine Menge Ärger. Ab Sommer 2020 ist das an vier langen Abenden wieder im Bayreuther Festspielhaus zu erleben oder, deutlich kurzweiliger, derzeit im Münchner Lustspielhaus an der Occamstraße.

In der Titelrolle brilliert der junge Kabarettist und frisch diplomierte Schauspieler Martin Frank (25) aus Hutthurm. Als Siegfried hat er seine nerdige Brille gegen eine Blondie-Langhaarperücke getauscht, deren Pony ihn blinzeln macht; das ritterliche Kettenhemd über dem Kuhfell-Wickelrock stammt eindeutig vom Discounter und glitzert märchenhaft. So stürzt er sich ins Getümmel. Wotanskind Brünhilde, das "Trampel" (grandios in der Doppelrolle Vater-Tochter: Nockherberg-Urgestein Thomas Wenke), muss unter die Haube, findet zumindest die keifende Hausgöttin Fricka (Gabi Rothmüller). Da kommt Martin Frank als niederbayerischer Wurmwürger Siegfried gerade recht, denn er ist "a wuida Hund", auch wenn er anscheinend frisch dem (T)Raumschiff Surprise von Bully Herbig entstiegen ist.

Er übernimmt nun mit androgynem Hüftschwung und unter Androhung von Bockfotzn, was da eben ansteht: Drachentöten, im Drachenblut baden, den Hort erringen und schließlich sogar die Hochzeitsnacht mit Brünnhilde für das unentschlossene Weichei Gunther. Diese will nämlich in Brutalo-Minne "nach La Cucaracha-Art gepflückt" sein, bei der kein Knochen ganz bleiben darf. Und dass bei Siegfrieds Todesarie das Publikum beseelt mitsingt und auf die eins und drei mitklatscht, das müssen auch Wagnerfan einfach mal erlebt haben.

Wieder 29. und 30.12. sowie 4.–8. April im Münchner Lustspielhaus. Karten: 089/344974.

Mehr zum Thema lesen Sie am 29. Dezember im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.