Passau
"Wir steuern auf einen Super-GAU zu"

27.07.2017 | Stand 19.09.2023, 6:07 Uhr

Sichtlich besorgt auf Grund der schwierigen Situation: Hans Gaisbauer, Bereichsleiter Forsten AELF, August Hasreiter, Vorsitzender Waldbesitzervereinigung Vilshofen-Griesbach, Martina Lindinger, Försterin im Forstrevier Ortenburg, Andreas Obermeier, Forstlicher Berater im Revier Rotthalmünster und Gerhard Benra, Geschäftsführer der WBV Vilshofen-Griesbach begutachten einen von Borkenkäfer befallenen Baum in der Gemeinde Beutelsbach. Der Baum wird von Martina Lindinger mit roter Sprühfarbe markiert. − Fotos: Enzensberger

Die Försterin Martina Lindinger, das Landwirtschaftsamt (AELF) sowie weitere Forstwirtschaftsexperten aus dem südlichen Landkreis schlagen Alarm: Der Borkenkäfer wütet in den heimischen Wäldern wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der Grund: lang anhaltende Trockenperioden, Frost- und Sturmschäden an den Bäumen – und nicht zuletzt der Klimawandel.

Wird der Baum nicht rechtzeitig gefällt, entwickeln sich nach der Brutzeit bis zu 25000 Jungkäfer, die sich in der näheren Umgebung neue Brutstätten suchen und innerhalb eines Jahres ganze Waldabschnitte auslöschen können: "Auf einen befallenen Baum kommen knapp 30 weitere – wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird", warnt Gerhard Benra. Er ist Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung (WBV) Vilshofen-Griesbach und zeigt sich betroffen von der aktuell rasanten Entwicklung der Schädlinge. "Normal beträgt die Brutzeit zwischen acht und elf Wochen. In diesem Jahr sind es nur knapp fünf Wochen."

Dies sei auf die günstigen Bedingungen durch das warme Wetter zurückzuführen. Kürzere Brutzeiten bedeuten noch mehr Borkenkäfer. "So etwas habe ich in 25 Jahren meiner beruflichen Tätigkeit noch nicht gesehen", sagt Gerhard Benra und schüttelt den Kopf. Immer mehr Waldflächen seien betroffen, die Situation habe sich in den letzten drei Wochen zugespitzt.

Von Seiten der WBV werde alles getan, um die Verbreitung der Schädlinge einzudämmen, allerdings seien die Käfer "im Moment schneller, als wir nacharbeiten können", stellt Benra fest. Hinzu käme, dass die Sägewerke in der Region überlastet seien, mit der Verarbeitung nicht hinterherkommen oder teilweise im sommerlichen Betriebsurlaub sind. "Wir müssen nun an einem Strang ziehen, um eine bevorstehende Katastrophe zu bewältigen", sagt August Hasreiter, Vorsitzender der WBV Vilshofen-Griesbach und appelliert damit an alle Waldbesitzer im Landkreis. "Wir steuern auf einen Super-GAU zu" , macht er deutlich.

− enz

Mehr dazu lesen Sie in der Freitagsausgabe (28. Juli) der PNP.