Passau
Wegen neuem Bereitschaftsdienst: Ärzte im Landkreis Passau in Sorge

12.07.2017 | Stand 20.09.2023, 1:38 Uhr

In Bereitschaftspraxen in Passau, Vilshofen und Freyung sollen die niedergelassenen Ärzte ab Mitte Januar ihren Bereitschaftsdienst leisten. Am Klinikum Passau gibt es bereits eine. − Foto: Jäger

Den niedergelassenen Ärzten stehen Veränderungen ins Haus, die manchen ziemlich Bauchschmerzen machen: Ab Mitte Januar 2018 ist Schluss mit den Bereitschaftsdiensten in der eigenen Praxis. Dann muss der so genannte Sitzdienst in einer extra eingerichteten Bereitschaftspraxis abgeleistet werden. Von denen soll es dann drei in der Region geben: in Passau, Vilshofen und Freyung – jeweils angegliedert an das Krankenhaus.

Das heißt nicht nur für die Ärzte, sondern auch für viele Patienten: mehr Fahrerei. Dazu kommt, dass ein großer Teil der Ärzte die Patienten lieber in der eigenen Praxis versorgt als in einer Kilometer weit entfernten Bereitschaftspraxis. Dr. Josef Hackl, Allgemeinarzt aus Fürstenstein, ärgert sich sehr über die geplante Neuerung: "Dann muss ich in einer fremden Praxis in Passau hocken und dafür meine eigene Praxis zusperren, obwohl hier vielleicht noch Patienten warten", sagt er. Der Bereitschaftsdienst unter der Woche beginnt um 18 Uhr – viele Praxen haben zu der Zeit aber noch Sprechstunde. Außerdem sieht er die Auflösung der bisherigen Dienstbereiche äußerst kritisch. Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB), die die Umstrukturierung verantwortet, werden die Bereitschaftsdienstbereiche Vilshofen, Ruderting/Tittling, Hauzenberg, Wegscheid, Fürstenzell, Freyung, Grafenau/Schönberg, Waldkirchen und Passau Stadt und Land zu einer Bereitschaftsdienstregion zusammengeschlossen.

"Die Bereitschaftsregion erreicht damit eine absurde Größe", warnt Allgemeinarzt Hackl: "Wie soll ich denn gleichzeitig in Vilshofen und in Haidmühle sein?" Außerdem könne man am Folgetag ja kaum noch arbeiten, "wenn man die ganze Nacht im Auto sitzt". Birgit Grain, Sprecherin der KVB, sieht diese drohende Belastung nicht: "In der Bereitschaftsdienstregion Passau werden tagsüber in Hochlastphasen bis zu drei Fahrdienste gleichzeitig unterwegs sein", sagt sie.

Mit diesen Fahrdiensten wird sich auch für die Fahrt zum Patienten Grundlegendes ändern. Denn in den Fahrdienst, der den Bereitschaftsdienst ergänzt, greift die KVB ebenfalls massiv ein. Mit der Neustrukturierung soll es für die Ärzte beim Hausbesuch in der Bereitschaftsdienstzeit Pflicht werden, den Fahrservice der KVB zu nutzen. Ein medizinisch ausgebildeter Fahrer bringt den Arzt zum Patienten – eine Fahrt im eigenen Auto ist nicht mehr erlaubt.

− gbe



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