Fürstenzell
Jobcenter zahlt für Flüchtlingsfamilie "Luxus"-Mietpreis

13.11.2014 | Stand 20.09.2023, 1:38 Uhr

Insgesamt 4595,02 Euro, davon allein 3000 Euro für Miete, hat das Jobcenter Passau für die syrische Flüchtlinge bezahlt. − Foto: Jäger

Erlebt hat Aleyen S. (Name von der Redaktion geändert) schon vieles: Mit ihren vier Kindern floh die 44-Jährige vor dem Bürgerkrieg aus Syrien, in Libyen wurde ihre älteste Tochter mit dem Tod bedroht, schließlich wagte die Familie auf einem wackligen Kahn die Überfahrt über das Mittelmeer. Was ihr jetzt mit deutschen Behörden und Vermietern passiert ist, kann und will die Syrerin aber nicht verstehen: "3000 Euro für diese Wohnung? Das ist nicht normal", sagt die freundlich lächelnde Frau und schüttelt ungläubig den Kopf.

Den stolzen Mietpreis von 3000 Euro monatlich hat Hans W. (Name geändert) für die Flüchtlingsfamilie über mehrere Monate kassiert. Gezahlt hat das Jobcenter Passau Land. Die Behörde ist zuständig für Flüchtlinge mit Anerkennung, die Arbeitslosengeld II beziehen. Laut einem Schreiben vom 15. Juli, das der Redaktion vorliegt, hätte das Jobcenter die Summe bis einschließlich Dezember bezahlt. Zum Vergleich: Für den Mietpreis von monatlich 3000 Euro findet man in München Luxus-Appartments mit mindestens 150 Quadratmetern, Terrasse, Kamin und Parkplatz. Was die Syrer dafür bekamen: eine 55-Quadratmeter-Bleibe auf einem einschichtig gelegenen Hof im Gemeindegebiet Fürstenzell. Die Entfernung zum nächsten Supermarkt: sechs Kilometer.

Roland Eder vom Jobcenter Passau Land: "Normalerweise ist die Mietzahlung begrenzt auf Angemessenheitsbeträge für Unterkunfts- und Heizkosten. Für das Gemeindegebiet Fürstenzell wären das für eine Wohnung für fünf Personen brutto 576 Euro zuzüglich maximal 193 Euro für Gas oder Öl", erklärt der Teamleiter. Im Bedarfsfall gäbe es hierzu allerdings Ausnahmen. "Für eine Übergangszeit von höchstens sechs Monaten kann das Jobcenter die tatsächlichen Unterkunftskosten anerkennen, wenn die Familie nicht sofort eine andere Wohnung findet und kleine Kinder da sind. So war es wohl auch im vorliegenden Fall."

− twr

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