Pfarrkirchen
Vorstand der Rottal-Inn-Kliniken tritt zurück - Landrat attackiert

04.10.2016 | Stand 19.09.2023, 6:23 Uhr

Vor wenigen Wochen freuten sich Landrat und Verwaltungsratsvorsitzender Michael Fahmüller (links) und der Vorstand der Kliniken, Alexander Zugsbradl, über das Ergebnis 2015, das erste Plus der Kliniken seit 24 Jahren. Jetzt ist das Verhältnis zerrüttet und Zugsbradl weg. − F.: Archiv PNP

Die Ereignisse überschlagen sich: Über das verlängerte Wochenende war bekannt geworden, dass Prof. Dr. Wick, Chefarzt der Unfallchirurgie in Eggenfelden, zumindest Teile des Strukturkonzeptes für nicht umsetzbar hält, ohne dass gravierende Nachteile für seine Abteilung und Patienten entstehen. Am Dienstagmorgen dann der Paukenschlag.

Im Intranet der Kliniken teilte der Vorstand der Rottal-Inn-Kliniken, Alexander Zugsbradl, mit, zum 30. September sein Amt aufgegeben zu haben. Er bedankte sich für die Zusammenarbeit und verabschiedete sich. Sein Büro hat er bereits ausgeräumt.

Erste Reaktionen von Kreispolitikern fallen ganz unterschiedlich aus. Für die einen ist alles ein normaler Vorgang, andere wiederum werden deutlicher. Sepp Rettenbeck, Fraktionschef der ödp im Kreistag geht am weitesten: Er fordert den Rücktritt von Landrat Michael Fahmüller. Zugsbradl sei nur dessen Erfüllungsgehilfe gewesen, der Landrat aber habe ein Chaos angerichtet.

Auch Zugsbradl hat sich bereits gegenüber der PNP geäußert. Und er kritisiert Landrat Michael Fahmüller, der Verwaltungsratsvorsitzender des Kommunalunternehmens Rottal-Inn-Kliniken ist, scharf. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit diesem sei ihm unmöglich erschienen, so Zugsbradl. Fahmüller habe für den 10. Oktober eine Sitzung des Verwaltungsrats anberaumt, die nur einen Punkt umfasst: die Ausschreibung der Position des Vorstandes der Kliniken, "die Position also, die ich seit nunmehr eineinhalb Jahren ausübe", sagt Zugsbradl. Er habe von der Sitzung und der "bemerkenswerten Tagesordnung" erst über "Umwege" erfahren, eine Einladung habe er nicht erhalten.

In einem Telefonat mit Fahmüller habe ihm dieser den Sitzungstermin bestätigt und gemeint, er hätte ihn erst später darüber informieren wollen. "Dies wies ich als schlechten Stil weit zurück", sagt Zugsbradl. Grund für die Sitzung sei laut Fahmüller gewesen, "dass er das Vertrauen in mich und meine Arbeit verloren hätte". Als Ursache dafür habe er nur erfahren, dass Fahmüller angeblich von verschiedenen Stellen zugetragen worden sei, er (Zugsbradl) würde regelmäßig Fahmüller als Begründung für Entscheidungen vorschieben. Zugsbradl weiter: "Meine Frage, warum er dies niemals mit diesen Informanten und mir an einem Tisch versucht hat zu klären oder überhaupt zu verifizieren, konnte er nicht beantworten."

Schließlich habe Fahmüller ihm gegenüber auch noch die Hoffnung geäußert, "dass ich ihm bis zur Nachbesetzung der Stelle noch zur Verfügung stehen würde. Dies konnte ich Herrn Fahmüller nicht bestätigen", so der Ex-Vorstand der Kliniken. Vielmehr packte er seine Sachen, wie man inzwischen weiß.

Landrat Michael Fahmüller verweist auf die Nichtöffentlichkeit von Personalangelegenheiten. Stellt aber fest, dass Alexander Zugsbradl ihm erst am 4. Oktober mitgeteilt habe, dass er seine Vorstandsposition bereits zum 30. September niedergelegt habe. Fahmüller zeigte sich erstaunt darüber, dass er ihn nicht noch am selben Tag davon in Kenntnis gesetzt habe. "Dies ist ganz sicher keine angemessene Vorgehensweise." Die Entscheidung über die Ausschreibung der Vorstandsposition treffe nach der geltenden Satzung des Kommunalunternehmens ohnehin nicht der Verwaltungsratsvorsitzende allein, sondern der Verwaltungsrat als Gremium. Zu einer entsprechenden Sitzung sei ordnungsgemäß geladen worden.

− wa/eck

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