Umstrittener Song "Ich sehe was"
Lisa Fitz: "Auch jüdische Familien der Hochfinanz kritisieren"

02.02.2018 | Stand 21.09.2023, 5:32 Uhr

"Flüsterwitz" heißt Lisa Fitz’ neues Soloprogramm. Dass sie auf diesem Foto dazu die Hand vor den Mund hält, wurde als Zeichen gedeutet, sie gehöre einer Geheimloge an, berichtet Fitz. − Foto: Dominic Reichenbach

Es ist die Aufgabe von Satirikern, mit künstlerischen Mitteln Kritik zu üben an Dingen, die nicht gut laufen. Die Eggenfeldener Kabarettistin Lisa Fitz findet, es läuft nicht gut in der Politik. In ihrem neuen Lied "Ich sehe was" sieht sie die Macht nicht mehr beim souveränen Staat. Fitz rappt: "Ich sehe das, was du nicht sehen willst, weil du blind bist – und lieber shoppst und chillst . . . Die Welt wird fieser und an wem mag’s liegen? . . . Der Schattenstaat, die Schurkenbank, der Gierkonzern, wer nennt die Namen und die Sünden dieser feinen Herrn? Rothschilds, Rockefeller, Soros & Consorten, die auf dem Scheißeberg des Teufels Dollars horten." Darauf wurde Kritik laut, Fitz verbreite antisemitische Verschwörungstheorien, was die Künstlerin strikt zurückweist. Wir haben Lisa Fitz gefragt, wie sie das Lied gemeint hat.



Sie haben auf Facebook geschrieben: "Ich war nie auch nur einen Hauch antisemitisch, zefix!" Können Sie ein bisschen nachvollziehen, dass Leute das aber so empfinden, nachdem Sie in Ihrem Lied unter anderem die jüdischen Familien Rothschild, Soros und Goldman als dunkle Machthaber nennen?
Fitz: Lassen Sie mich zuerst sagen: Ich bin ein völlig liberaler Mensch und ein Freigeist in Bezug auf Religionen. Ich und Antisemitismus, das ist so weit weg wie ein guter Literat von der Bild-Zeitung. Ich habe in dem Lied auch Rockefeller und J. P. Morgan genannt, das sind keine Juden. Und ich will das Recht haben, auch jüdische Familien der Hochfinanz zu kritisieren, wenn sie sich falsch verhalten.

Das Video zu Ihrem Lied wurde veröffentlicht auf dem Youtube-Kanal von Heiko Schrang. Sie sind zweimal in dessen Talkformat aufgetreten. Schrang sagt, er sei "erwacht", schreibt Bücher wie "Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen" über eine geheime Bankier-Weltregierung und vertritt die These, die Bundesregierung plane, jedem Menschen einen Chip zu implantieren zum Zweck der totalen Kontrolle – Sie halten das für seriös und vertrauen ihm?
Fitz: Heiko Schrang hat 2017 meine Friedensrede von der Münchner Demo gegen die Sicherheitskonferenz gepostet, das hatte innerhalb kurzer Zeit Hunderttausend Klicks – er ist ein toller Verteiler, und ja, er ist reißerisch, ich habe auch seine "Jahrhundertlüge" gelesen. Ich habe auch mit ihm über das "Erwachen" diskutiert und gesagt, das klingt mir zu sehr nach Zeugen Jehovas.

Noch mal: Die Sache mit dem Chip glauben Sie?
Fitz: Die Stasibraut Alexa von Amazon ist der Anfang, und der Chip ist die Zukunft. Das wird kommen, weil es den Leuten Spaß macht, ohne Schlüssel die Haustür zu öffnen, bargeldfrei zu zahlen und immer zu wissen, wo die Kinder sind. Der Chip wird auf Kika ja heute schon beworben.

Das war ein Beitrag im Science-Fiction-Magazin "Erde an Zukunft". Das ist doch etwas anderes als ein vermeintlicher Regierungsplan zur totalen Überwachung?
Fitz: Das müssen Sie auf Langzeit denken. In Schweden hat sich schon die gesamte Belegschaft einer Firma chippen lassen. Das wird nicht über eine Verordnung, sondern über den Spaß verkauft – und bei den Babys über die Sicherheit, und die Leute werden so begeistert sein, dass sie freiwillig mitmachen. Wir können eine Wette abschließen.

Gut, ich wette dagegen. Welcher Zeitraum, 20 Jahre?
Fitz: Ich habe Bedenken, dass das in drei Jahren schon gut vorankommt. Über die Freiwilligkeit, wie gesagt. Man wird out sein, wenn man keinen Chip hat – wie jetzt z. B. ohne Smartphone.
Lisa Fitz’ Lied "Ich sehe was" ist bisher eine Demoversion. Die Künstlerin hat Heiko Schrang erlaubt, diese auf seinem Youtube-Kanal zu veröffentlichen, was dieser tat unter dem klickträchtigen Titel "Neu: Lisa Fitz brisanter Song zensurgefährdet?" Fitz’ neues Album mit dem Lied soll im Sommer erscheinen.

Das ausführliche Interview lesen Sie am 2. Februar im Feuilleton der Passauer Neuen Presse (Online-Kiosk) oder nach kurzer Registrierung kostenlos bei PNP Plus.