Hebertsfelden
Mord an Nachbarin: Angreifer galt als gewalttätiger Tierquäler

10.01.2017 | Stand 20.09.2023, 21:40 Uhr

Am Tatort waren Kreidemarkierungen der Polizei zu sehen. − F.: hl

Mord auf offener Straße: Ein 72-jähriger Mann hat am Montag gegen 11.15 Uhr in Hebertsfelden (Landkreis Rottal-Inn) seine Nachbarin (49) brutal erstochen. Der Mann, der als psychisch krank bekannt ist, versuchte nach der Tat, sich zu erhängen und wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus Eggenfelden eingeliefert.

So schockiert die ganze Gemeinde von der Tat auch ist: Ganz überraschend kam sie nicht, wie Bürgermeister Karl Hendlmeier am Tag danach mit bedrückter Stimme feststellt: "Letztes Jahr hat der Täter der Frau gedroht ,Ich stech’ dich ab’. Daraufhin ist sie zur Polizei gegangen und hat ihn angezeigt. Aber niemand hätte gedacht, dass er seine Drohung auch wahr macht."

Es ist die letzte Eskalationsstufe eines jahrelangen Nachbarschaftsstreits, erklärt der Bürgermeister der Gemeinde, der selbst nur wenige Schritte vom Tatort entfernt wohnt. Demnach habe es schon Jahrzehnten Probleme mit dem jetzt 72-jährigen Rentner gegeben. Immer wieder habe er auch andere Nachbarn terrorisiert, sei auffallend gewaltbereit gewesen und habe vor Jahren bereits auf einen anderen Nachbarn eingeschlagen. Und noch ein grausames Detail aus dem Leben des psychisch kranken Mannes ist dem Bürgermeister bekannt. Vor allem unter Katzenbesitzern hatte er sich einen grausamen Ruf erarbeitet: "Er hat immer wieder tote Tiere an sein Garagentor genagelt, aber immer angegeben, dass er sie irgendwo gefunden hätte. Leider war ihm nie etwas nachzuweisen."

Unter die Fassungslosigkeit der Hebertsfeldener mischt sich aber auch Wut und Resignation. Bürgermeister Hendlmeier spricht aus, was sich derzeit viele im Ort denken: "Es ist schlimm, dass man so jemanden nicht wegsperren kann, bevor etwas passiert."

Auf der Straße erstochen

Zum Zeitpunkt der Tat hatte sich der Täter hinter einem Lastwagen einer ebenfalls in unmittelbarer Tatortnähe angesiedelten Schreinerei versteckt. Als er die Frau sah, sprang er mit dem Messer hinter dem Auto hervor und stach auf die 49-Jährige ein. Die Nachbarin brach auf der gegenüberliegenden Straßenseite tot zusammen.

Die Frau, die bei einem Eggenfeldener Pflegedienst gearbeitet hatte, war vor drei Jahren mit ihrem Mann nach Hebertsfelden gezogen und hatten dort ein Haus in der Rackersbacher Straße bezogen und renoviert, das zuvor einige Jahre leer gestanden hatte. Während dieser Zeit hatte der Täter kleinere Arbeiten an dem Grundstück verrichtet, den Rasen gemäht und den Gehweg in Schuss gehalten.

Als sich das Paar verbeten hatte, dass sich der Hebertsfeldener in das Familienleben einmischt, begannen die Streitigkeiten. Was mit Beschimpfungen der Frau begann, gipfelte schließlich in Morddrohungen. Am Montag setzte er seine Drohung in die Tat um.

Weitere Informationen zum Tathergang gaben Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium Niederbayern bis Redaktionsschluss aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt. Die Ermittler bitten jedoch um Hinweise von Zeugen der Tat an die Kriminalpolizeiinspektion Passau ( 0851/9511-0) oder an jede andere Polizeidienststelle.

Andenken an das Opfer

Am Tatort in Hebertsfelden haben Nachbarn am Montag bereits Kerzen zum Andenken an das Opfer aufgestellt. Am Ort des grausamen Geschehens waren auf dem Kopfsteinpflaster noch Kreidemarkierungen sichtbar, die die Umrisse der Leiche zeigen. Sie wurden im Rahmen der Tatortsicherung von der Polizei aufgezeichnet.

− ps/hl