"Die kleine Hexe" im Kino
Zeitlose Geschichten: Otfried Preußlers Tochter im PNP-Interview

10.02.2018 | Stand 21.09.2023, 1:47 Uhr

"Als mein Vater vor 60 Jahren das Buch geschrieben hat", erzählt Susanne Preußler-Bitsch über "Die kleine Hexe", "da war das gar keine Frage, dass man sich vor bösen Hexen fürchtet." Nach all den positiven Hexen wie Lilli und Bibi Blocksberg muss man den Kindern heute erst mal erklären, warum die Hexen alle weg müssen. − Foto: Armin Weigel/dpa

Otfried Preußler ist schwer gefragt: In dieser Woche überholte die erste Verfilmung seiner "Kleinen Hexe" im Kino das Jugenddrama "Maze Runner" und auch den Familienfilm "Wunder" mit Julia Roberts. In der Region feiert das Stadtmuseum Deggendorf Erfolge mit der Mitmachausstellung "Otfried Preußler und seine Freunde". Warum sind die Geschichten des vor fünf Jahren gestorbenen großen Kinderbuchautors so zeitlos beliebt? Wir haben nachgefragt bei Susanne Preußler-Bitsch, geboren 1958, die von Regen im Bayerischen Wald aus das Werk ihres Vaters pflegt.

Frau Preußler-Bitsch, "Die kleine Hexe" kommt im Kino besser an als Julia Roberts – Sie müssten beruflich ein glücklicher Mensch sein momentan?
Susanne Preußler-Bitsch: Ja, das ist wunderbar! Ich finde das sehr schön. Meine Aufgabe ist ja unter anderem, die Bücher meines Vaters zu pflegen, und ich freue mich immer, wenn Leute die Geschichten wiederentdecken.

An welchen Stellen der Produktion sind Sie als Tochter des Autors konkret beteiligt?
Preußler-Bitsch: Ich habe das Projekt drei Jahre lang mitbetreut, mein Hauptteil war, das Drehbuch mitzugestalten. Das waren sicher sieben, acht Fassungen und viele Ideen, von denen auch einige deswegen verworfen wurden, weil zum Beispiel eine digitalisierte Kopfbewegung des Raben Abraxas 5000 Euro kostet – da muss man sich überlegen, wie oft man ihn den Kopf schütteln lässt. Ein anderes Problem war: Als mein Vater vor 60 Jahren das Buch geschrieben hat, da war das gar keine Frage, dass man sich vor bösen Hexen fürchtet. Inzwischen ist mit Hexe Lilli, Bibi Blocksberg und anderen rosa funkelnden Hexen die Hexe zur positiven Figur geworden. Darum war es im Film eine echte Herausforderung, zu erzählen, warum am Ende die Hexen weg sein müssen.

Haben Sie eine Theorie, wieso Preußler in Zeiten von Minions und Eiskönigin die Kinder noch so interessiert?
Preußler-Bitsch: Ich glaube, die Geschichten meines Vaters können sehr empathisch aufgenommen werden. Sie sind relativ einfach gestrickt, ermöglichen aber einen ungeheueren Spielraum, sich hineinzuversenken.

"Die kleine Hexe" läuft seit 1. Februar in den Kinos der Region

Ausstellung "Otfried Preußler und seine Freunde", Stadtmuseum Deggendorf (Östlicher Stadtgraben 28), bis 4. März, Di.–Sa. 10–16 Uhr, So. 10–17 Uhr. Begleitprogramm für Klassen und Gruppen, Info: 0991/2960555

Mehr zum Thema lesen Sie am 10. Februar im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.