Schweinhütt
Neue Schule mit viel Platz zum Lernen und Leben in Würde

28.04.2017 | Stand 28.04.2017, 16:15 Uhr

Schlüsselübergabe einmal anders: Statt eines symbolischen Schlüssels bekam Bernadette Wagenbauer, 1. Vorsitzende der Lebenshilfe Regen, von Architekt Robert Brunner eine Tafel und ein verschlüsseltes Geldgeschenk. − Fotos: Frisch

Die Einweihungsfeier des Heilpädagogischen Zentrums der Lebenshilfe am Freitagvormittag war kurzweilig und tiefgründig zugleich. Mit einem pfiffigen Einspieler wurde den vielen Gästen die Mannschaft vorgestellt, die den Alltag mit 105 Kindern und Jugendlichen mit körperlicher oder geistiger Einschränkung stemmt. Die Unbeschwertheit der Schulband sprang schnell auf die Gäste über. Aber in den Reden und Grußworten schwang auch viel Nachdenkliches mit. Wenn etwa Bernadette Wagenbauer, 1. Vorsitzende des Lebenshilfe-Vereins, davon sprach, dass sich der Einsatz für Selbstbestimmung und Teilhabe von Behinderten lohne. Dafür sei aber ein Spagat zwischen Schutz und Öffnung nötig. Als Mutter eines Sohnes, der zwölf Jahre lang an die Christophorus-Schule ging, weiß sie das Fachwissen und Herzblut der Mitarbeiter zu schätzen. "Dies ist mehr als eine Schule, dies ist ein wertvoller Lebensraum", hat sie erfahren.

"Bei dieser Lebenshilfe kann man etwa lernen", zollte der Festredner den Gastgebern Respekt. Dabei ist Robert Antretter, Ehrenvorsitzender der Bundesvereinigung Lebenshilfe, ein ausgewiesener Fachmann. Er sei nach Schweinhütt gekommen, weil er hier schon öfter Impulse bekommen habe, weil hier klar sei, dass Lebenshilfe-Arbeit nicht nur für die Betroffenen, sondern für die ganze Gesellschaft wichtig sei. Antretter mahnte trotz vieler erfreulicher Entwicklungen Wachsamkeit an. Im Zusammenhang mit verbesserter Pränataldiagnostik gehe es um die Frage: Ab welchem IQ ist ein Leben lebenswert? Er warnte vor dem Traum vom perfekten Menschen und einem schleichenden Aushöhlen der unantastbaren Würde jedes Einzelnen. Dieses selektive Gedankengut sei gefährlich. Angesichts offensichtlich grenzenloser Möglichkeiten von Forschung und Technik seien Demut und Menschlichkeit überlebenswichtig. Gerade deshalb hat er großen Respekt vor den "Lebenshelfern": "Was Sie leisten, ist die ultimative Form der Nächstenliebe."

− igf