Mauth
"Gehirnamputierte gibt es überall" - Ein Interview mit Schauspiel-Urgestein Werner Asam

07.02.2018 | Stand 22.09.2023, 0:28 Uhr

Vom Forsthaus Falkenau nach Mauth: Seit acht Jahren lebt Werner Asam, vor allem bekannt für seine Rolle als Franz Kreidtmayr, in Mauth und genießt seinen Ruhestand. Das Zeitgeschehen, vor allem rund um die AfD, verfolgt er aber weiterhin aufmerksam. − Fotos: Munzinger

Jahrzehntelang war Werner Asam (73) aus dem bayerischen Fernsehen nicht wegzudenken. Seit acht Jahren lebt der "Ruhestands-Promi", wie er sich nennt, mit seiner Frau in Mauth. Mit der PNP sprach der Schauspieler, Regisseur und Autor über das Leben im Ruhestand und den Aufstieg der AfD in seiner neuen Heimat.Herr Asam, wie lebt es sich als "Ruhestands-Promi"?

Werner Asam: Eigentlich recht gut. Ich denke, dass es da wenig Unterschied zu anderen Berufen gibt, wenn man richtig vorgesorgt hat, was einige meiner Kollegen leider nicht tun. Man hat sein Lebtag lang hart und mit Freude gearbeitet und irgendwann sagt man: "Jetzt bin ich 65 und eigentlich gibt es vieles, was ich noch nicht gemacht habe, obwohl ich es immer wollte." Das ist bei mir in erster Linie der Sport. Ich bin ja durch den Sport zum Film gekommen, durchs hochalpine Klettern. Da war ich schon 32. Es gab also ein Leben vor und eines nach der Schauspielerei. Erst kam die Bühne, dann das Schreiben, dann die Regie... und dann ist man alt.

Vermissen Sie das Schauspielerleben denn gar nicht?

Meine Einstellung ist eine etwas andere als die vieler Kollegen. Es war immer meine Leidenschaft, etwas zu tun und nicht, etwas zu sein. Ich wollte schauspielern, aber eigentlich kein Schauspieler sein. In eine neue Rolle, eine neue Denkweise schlüpfen, das ist toll, das Größte. Aber das Schauspieler-Sein ist dann oft nicht weniger witzig. Autogramme geben, ständig in der Öffentlichkeit stehen und so weiter, damit ging‘s mir manchmal nicht gut. Ich will ein ganz normaler Mensch sein. Mir wurde oft die Frage gestellt, was ich lieber bin: Schauspieler, Regisseur oder Autor? Meine Antwort war immer: Am liebsten bin ich einfach der Asam.

Zeitgleich mit Ihrem Umzug nach Mauth begann die CSU-Vorherrschaft zu bröckeln. Jetzt ist Mauth mit fast 30 Prozent eine AfD-Hochburg. Wäre das nicht ein Drehbuch wert?

Oh ja, aber das wäre sehr böse. Man muss da vorsichtig sein, die Verhaltensregeln im Bayerischen Wald sind nicht ganz einfach. Es ist manchmal schon so, dass man, wenn man mal länger hier ist, stirnrunzelnd dasitzt und sich fragt: "Was passiert denn da?!" Ein Ergebnis von fast 30 Prozent ist, gelinde gesagt, bemerkenswert. Es ist ein komisches Gefühl, wenn man beim Metzger steht und sich denkt: "Statistisch sind zwei von den sechs Leuten hier drin AfD-Wähler."

Denken Sie, dass es eine Wahl aus Protest war und nicht aus Überzeugung?

Protest ist für mich sogar ein zu ernstes Wort. Trotz ist der richtige Ausdruck. Es war eine Wahl aus Frust und Trotz. Und es sind auch garantiert nicht fast 30 Prozent der Mauthler rechtsradikal und ausländerfeindlich. Einige bestimmt, aber Gehirnamputierte gibt es überall. Im "Woid" genau wie im Norden, rechts genau wie links. Warum es aber ausgerechnet hier so besonders viele AfD-Wähler gibt, kann ich mir nicht so recht erklären.

Das Gespräch führte Johannes Munzinger. Das komplette Interview lesen Sie am 7. Februar in der Freyunger Ausgabe der PNP.