Plattling
Die Schneiderin der Nibelungen seit 30 Jahren

19.03.2018 | Stand 18.09.2023, 2:39 Uhr

Gewänder für Königinnen und Bischöfe hat Irmengard Behringer (2.v.l.) schon in großer Zahl genäht. Sie selbst geht zu der Nibelungenfestwoche allerdings am liebsten im Bettelgewand. "Das Geld, das ich so in der Stadt erbettele, habe ich bis jetzt immer an die Kinderkrebshilfe gespendet", erzählt sie. In diesem Jahr soll die Summe an das Tierheim gehen. − Foto: Privat

"Fritzi, der Schneider" fühlt sich hörbar wohl. Ein wohliges Brummen lässt seinen wohlgenährten Bauch erzittern, als er sich mit einem semi-eleganten Sprung auf der Kommode von Irmengard Behringer niederlässt. Langsam, aber bestimmt tappst Fritzi auf einen Plastikbehälter zu und schlappert genüsslich aus dem kühlen Nass. "Das ist das Bügelwasser", sagt Irmengard Behringer. "Mei Fritzi, du alter Kasperl !" Die 84-Jährige lacht herzlich und grault ihrem Kater liebevoll durch das orange Fell. "Das ist sein Reich hier unten, hier ist er am liebsten." Eine Aussage, die ohne weiteres auch für das Frauchen gilt – also auf Irmengard Behringer selbst. "Fritzi, der Schneider", wie sie den Kater getauft hat, muss sein Reich also teilen – mit "Irmengard, der Nibelungenschneiderin".

Wenn ab dem 20. Juli aus Plattling wieder das mittelalterliche Pledelingen wird, dann sieht man die 84-Jährige, oder besser ihre Arbeit, quasi überall – in der edlen Robe der Königin Kriemhild ebenso wie im einfachen Gewand eines Reiters. Kaum ein Kleid, bei dem Irmengard Behringer ihre geschickten Schneiderinnenfinger nicht mit drin hatte. "Ich mache das seit Beginn der Nibelungenfestspiele, also seit 30 Jahren", sagt Behringer und ihr Lächeln verrät einen gewissen Stolz. Zuerst hat die gebürtige Plattlingerin dabei nur relativ einfache Kostüme für Reiter geschneidert. "Wir hatten selbst ein Pferd und ich war eine leidenschaftliche Reiterin", erzählt Irmengard Behringer. "Das hat also gepasst."

Doch dabei sollte es nicht bleiben: Stadtrat und Nibelungenvorsitzender Karl-Heinz Astner erinnerte sich daran, dass Behringer, obwohl sie zu dieser Zeit als "Mädchen für alles" in einem Labor arbeitete, eine abgeschlossene Ausbildung zur Damenschneiderin in der Schublade hatte. Also fragte er einfach mal an, ob Behringer auch die Bühnenkleider für das Nibelungenspiel entwerfen und nähen könne. "Da hab ich natürlich Ja gesagt." Das Problem: "Es hat am Anfang überhaupt noch nichts gegeben", erzählt Irmengard Behringer in ihrem Kelleratelier und zieht eine große Kiste mit Büchern hervor. "Keine Schnitte, keine Muster – das habe ich mir alles selbst zum Beispiel aus Liederhandschriften oder kirchlichen Votivtafeln zusammensuchen müssen." Oder eben aus Fachbüchern, von denen sich Behringer über die Jahre eine richtige Sammlung zugelegt hat. Vorsichtig schlägt sie ein Buch auf. "Sehen Sie, was für tolle Schnitte es da gibt."
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