Plattling
Mode aus Uniformen: Schicker als die Polizei erlaubt

14.11.2017 | Stand 18.09.2023, 2:21 Uhr

Aus alten Diensthemden- und Blusen schneidet Claudia Zech Streifen zurecht. Die brauchen sie und ihre Kollegen von der Barmherzigen Brüder Behindertenhilfe Straubing, um Einkaufstaschen zu fertigen – natürlich im Retro-Polizeilook. − Foto: Werner

"Dieser Artikel ist leider aktuell ausverkauft." Tja, die beige Sporttasche ist nun mal einer der Verkaufsschlager im "110-Shop". Auch der grüne Kinderrucksack und die handliche weiße Damenhandtasche, überhaupt die Hälfte der angebotenen Artikel, sind schon vergriffen – und das nur knapp zweieinhalb Wochen nach Verkaufsstart. Der Grund: Sie sind aus ausrangierten Polizeiuniformen gemacht. Jedes Stück wird in Handarbeit in einer der vier Werkstätten der gemeinnützigen Behindertenhilfe der Barmherzigen Brüder (BBBH) gefertigt. Alle Polizeipräsidien in Bayern machen mit, spenden ihre alten Uniformen. Die Idee für das modische Projekt? Das kommt aus Plattling. Genauer gesagt aus dem Kopf von Andreas Holzhausen.
Bereits seit 1987 ist der Plattlinger bei der Polizei, als Vorsitzender der Bezirksgruppe Niederbayern der Polizeigewerkschaft trägt er allerdings schon lange keine Uniform mehr, ist auch im Dienst in Zivil unterwegs. Dass ausgerechnet er die Idee für den Onlineshop anstieß, hatte zunächst nichts mit seiner Arbeit zu tun. "In meiner Freizeit habe ich Jugendliche in Behindertenwerkstätten betreut", erzählt der 48-Jährige. "Da habe ich mit eigenen Augen gesehen, was die so alles machen können." Trotz ihrer körperlichen oder geistigen Einschränkugen würden sie immer wieder viel Geschick beweisen, hätten Spaß an handwerklichen Arbeiten.
Als der bayerische Innenminister Joachim Herrmann Ende 2013 auch im Freistaat den Weg für eine neue, blaue Uniform für alle Polizeibeamten frei machte, stand die Bayerische Polizei vor der Gretchen-Frage: Was tun mit der alten Dienstkleidung? Da kamen Andreas Holzhausen die Werkstätten wieder in den Sinn. "Mensch, warum sollten die alten Uniformen nicht von den Menschen dort weiterverarbeitet werden?", fragte er sich damals. In Form von praktischen Alltagsgegenständen könnten die kultigen Polizeifarben weiterleben. Und: Der Erlös könnte den Behinderteneinrichtungen selbst sowie der Bayerischen Polizeistiftung zugute kommen.

− cav

Mehr dazu lesen Sie in der Mittwochsausgabe, 15. November, in Ihrer Plattlinger Zeitung.