Nachdem sich die Deutschen jahrzehntelang über die Wohnschlafklos lustig gemacht haben, mit denen vor allem die Niederländer gerne über deutsche Autobahnen brettern, scheint es fast so, als hätten sie sich doch einige Reisetipps von ihren Nachbarn geholt. So wurden laut dem Caravaning Industrie Verband (CIVD) zwischen Januar und Juli 2017 in Deutschland knapp über 48300 Reisemobile und Caravans neu zugelassen – mit 13,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum so viele wie nie zu vor. Während sie den Markt für gebrauchte Wohnwagen und -mobile leer fegen, tauschen Urlauber das Hotelzimmer immer öfter gegen die eigenen mobilen vier Wände am Camping- oder Stellplatz.
Udo Vierneusel folgt diesem Trend nicht. Er lebt ihn und das schon seit seiner Jugend. Reichte im als Junggeselle noch ein einfaches Hauszelt, tourt der Rentner seit 1974 zusammen mit Frau Karin mit einem praktischen Wohnmobil durch Europa – mal durch den mediterranen Süden Frankreichs, mal an der windigen Ostseeküste Polens entlang – oder sie parken ihren weißen Schlitten auf dem Stellplatz in der Plattlinger Au. Das Saison-Kennzeichen verrät bereits, dass die Eheleute aus dem Landkreis Coburg angereist sind. Man könnte es aber auch erraten, wenn man ihnen nur zuhört: Ihr "Coburcher" Dialekt schimmert durch. Es ist kein Zufall, der sie während ihres Ausflugs durch den Bayerischen Wald in die knapp 300 Kilometer entfernte Isarstadt nach Plattling verschlagen hat. Die Vierneusels sind fast schon so etwas wie Stammgäste auf dem Wohnmobilstellplatz in der Au.
− cav
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