Plattling
Aikido im Selbstversuch: Der Tanz mit dem Gegner

10.08.2017 | Stand 18.09.2023, 2:09 Uhr

Jeder Kampf gleicht im Aikido einer Choreographie. Markus Falter achtet darauf, dass jeder Schritt sitzt. − Fotos: Saxinger

"Au, au, au!", rufe ich, als mich Markus Falter am Handgelenk packt und mir mit einem einfachen Handgriff den rechten Arm verdreht. Wie der Aikido-Lehrer das schafft, weiß ich nicht. Meine Gedanken fokussieren sich auf den stechenden Schmerz, der durch die Muskulatur meines Unterarmes fährt, sobald ich mich auch nur einen Zentimeter bewege. Ich sitze in der Falle.

Gleich zwei Lektionen lerne ich mit dieser Übung in meiner ersten Trainingsstunde mit der Aikido-Gruppe des TSV-Plattling. Erstens: Scheue nie den Körperkontakt zu deinem Gegner. Denn solange ich ganz nah an Markus dranbleibe, jede seiner Bewegungen wie ein Spiegel imitiere, tut mir nichts weh. Und zweitens: Aikido mag zwar zu den Kampfsportarten zählen – "Kampfkunst" beschreibt die eleganten, runden Bewegungen jedoch besser. Ja, es ist fast schon ein Tanz, den der Übungsleiter mit mir aufführt. Noch immer führt er mich rückwärts durch den Raum, meine Hand hinter meinem Schulterblatt verschränkt. Es ist ein Tanz, dessen Schritte ich nicht kenne. Noch nicht.

O-Sensei Morihei Ueshiba schaut mit wachsamen Augen auf das Geschehen im Trainingsraum des TSV in der Lagerhausstraße herab. Markus (sich zu duzen gehört hier zum obersten Gebot)hat wie vor jeder Stunde ein eingerahmtes Bild des japanischen Kampfsportkünstlers mit dem krausigen Bart an die Wand gehängt, der Mitte des 20. Jahrhunderts Aikido entwickelte. Als "Friedenskunst" wohlgemerkt, also rein zur Verteidigung, ohne jemanden zu verletzten. "Ein Angriff hat hier nichts mit Agression zu tun, sondern mit Energien geben", lehrt mich Markus. Was hinter dieser philosphisch klingenden Aussage steckt, erfahre ich am eigenen Leib.

− cav

Mehr dazu lesen Sie in der Freitagsausgabe, 11. August, in Ihrer Plattlinger Zeitung.