Osterhofen
Ohne Männer wär‘ hier gar nix los

04.11.2017 | Stand 18.09.2023, 2:20 Uhr

Zwei von neun Gemeinderätinnen im OZ-Verbreitungsgebiet sitzen mit Helga Hackl (l.) und Theresia Friedberger im Aholminger Gremium. Nur hier und in Künzing sind Frauen doppelt im Gemeinderat vertreten. Von hundert Bürgervertretern in der Region sind nur neun weiblich. − Foto: Augustin

Von 709 Abgeordneten im neuen Bundestag nur 218 weiblich, 30,7 Prozent – so wenige wie lange nicht mehr. Doch es gibt Parlamente, die noch sehr viel männerlastiger sind als der Bundestag. Die Stadt- und Gemeinderäte im OZ-Verbreitungsgebiet zum Beispiel. In den insgesamt sieben Kommunalgremien der Region sitzen genau 100 Bürgervetreter – und gerade einmal neun davon sind weiblich. Woran liegt es, dass die Frauen in der Kommunalpolitik rund um Osterhofen derart in der Unterzahl sind? Sind sie die schlechteren Politiker? Trauen sie sich zu wenig zu?

Helga Hackl sitzt seit 2002 für die Freien Wähler im Aholminger Gemeinderat. Sie glaubt: "Frauen wählen keine Frauen." Nicht aus Gehässigkeit, sondern weil sie sich gegenseitig zu wenig zutrauen würden. Mit Theresia Friedberger (ebenfalls Freie Wähler) sitzt eine weitere Frau im Gremium. Sie sagt:"Es herrscht schon immer noch die Meinung vor, dass Politik Männersache ist."

Sogar im Osterhofener Stadtrat, in dem 24 Bürgervetreter sitzen, gibt es nur eine Frau: Bruni Irber (Bürgermeisterin Liane Sedlmeier gehört nicht dem Stadtrat an). Sie blickt auf mehr als vierzig Jahre in der Politik zurück, war von 1994 bis 2009 Abgeordnete für die SPD im Bundestag, sitzt im Kreistag. Entsprechend groß ist ihre Erfahrung, auch im Bezug auf die Männerdominanz, die in der Politik immer noch herrscht. "Als ich zum ersten Mal für den Bundestag kandidiert habe, war die erste Frage: Traust du dir das wirklich zu? Gefolgt von: Was sagt denn der Mann dazu?"

Unangebrachte Bemerkungen hat sich auch Künzings langjährige Gemeinderätin Evelyn Rauch in ihrer Anfangszeit anhören müssen, erzählt sie. "Manche haben eben erst lernen müssen, dass sich Politik nicht nur um Männer dreht." Von einer Frauenquote in der Kommunalpolitik hält Rauch wenig: "Das bringt nichts. Ein Mensch sollte gewählt werden, weil er etwas kann und nicht wegen seines Geschlechts. Eine Quote ist da der falsche Ansatz."

Rund um Osterhofen ist der Frauenanteil in Stadt- und Gemeinderäten außergewöhnlich niedrig. Das zeigt schon der regionale Vergleich: In den Kommunalgremien des Landkreises Degggendorf sitzen im Schnitt 13,8 Prozent Frauen. In Niederbayern sind es schon 16,7. Bayernweit sind immerhin etwa 20 Prozent der gewählten Kommunalpolitiker weiblich.

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