Was für ein Gegensatz: die prunkvolle Asambasilika Altenmarkt mit einem der schönsten barocken Innenräume des 18. Jahrhunderts und die klare polyphone Vokalmusik der beiden größten Komponisten des 16. Jahrhunderts, Orlando di Lasso und Giovanni Pierluigi da Palestrina – Ektase und Askese.
Als neu gebildetes Vokalensemble der Festspiele Europäische Wochen Passau sangen Angelika Lenter (Sopran), Stefan Kunath (Altus), Klaus Wenk und Daniel Schreiber (Tenöre), EW-Intendant Thomas Bauer und Joachim Höchbauer (Bässe) sowie Bernhard Falk (zusätzliche siebte Stimme). Sie sind neben ihrer Solistentätigkeit allesamt erfahrene Sänger in renommierten Vokalensembles und wuchsen hier zusammen zu einem klanglich fein austarierten und ungemein präzise artikulierenden Klangkörper. Man spürt in jeder Phrase, dass das wirklich "ihre" Musik ist.
Das Hauptwerk des Abends war die berühmte sechsstimmige Missa Papae Marcelli von 1562 von Palestrina, der sein ganzes Leben im Dienst der Kirche in Rom verbrachte. Sei es der strömende Atem der langen Melodiebögen oder das ständige Zusammenklingen in leuchtenden harmonischen Akkorden – immer herrschen edles Maß und Klarheit, abgeklärte Schönheit bei aller vom Konzil eingeforderten Textverständlichkeit, die besonders bei den textreichen Messteilen Gloria und Credo den Duktus der Musik bestimmt. Beglückend perfekt gesungene Musik aus einer Welt der Innerlichkeit.
Mehr zum Thema lesen Sie am 15. Juli im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.
