Deggendorf
Vergewaltigungsprozess: Fachärztin bescheinigt Opfer starkes Trauma

09.03.2018 | Stand 18.09.2023, 2:38 Uhr

Die Angeklagten mit ihren Verteidigern (vorne.v.l.) Ingo Wamser, Dr. Ronny Raith, Peter Hofmann und (hinten v.l.) Reinhard Perlet und Dr. Thomas Krimmel. − Foto: Roland Binder

In dem Prozess gegen einen Inhaber und zwei Mitarbeiter eines Pizza-Lieferservice aus dem Landkreis, die wegen Vergewaltigung angeklagt sind, hat das Landgericht am Freitag eine Psychologin zum psychischen Zustand des Opfers gehört. Sie beschrieb die Frau als "schwer ängstlich-depressiv" und attestierte ihr, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut stark traumatisiert würde, wenn sie vor Gericht im Beisein der mutmaßlichen Täter aussagen müsste. Diese Wahrscheinlichkeit beziffert sie auf 80 bis 90 Prozent. Ihre Diagnose "Posttraumatische Belastungsstörung" habe sich nach psychologischen Tests, die von Kollegen durchgeführt wurden, bestätigt.

Der 44-jährige Inhaber eines Pizza-Lieferdienstes aus dem Landkreis Deggendorf soll eine frühere Mitarbeiterin mit Hilfe zweier Angestellter in einem Lagerraum seines Betriebs gewaltsam zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben. Später soll er sie mit persönlichen Informationen erpresst haben, wieder bei ihm zu arbeiten und sie bei diesen Gelegenheiten wiederholt geschlagen und ihr Bargeld abgenommen haben. Alle Angeklagten schweigen zu den Vorwürfen und ließen zum Prozessauftakt am 23. Februar lediglich erklären, dass die Vorwürfe in der Anklageschrift falsch sind.

Die fünf Verteidiger Peter Hofmann, Dr. Ronny Raith, Ingo Wamser, Dr. Thomas Krimmel und Reinhard Perlet äußerten Zweifel, unter anderem daran, ob die Frau nicht nur zu der Psychologin gegangen war, um sich ein Attest fürs Gericht abzuholen und inwieweit eine Traumatisierung überhaupt feststellbar gewesen sei

Für den nächsten Verhandlungstag am 16. März ist das Opfer als Zeugin geladen. Bis dahin entscheidet die Erste Strafkammer, in welcher Form die Zeugin aussagen wird und ob sie im Gerichtssaal oder einem Nebenraum befragt wird. Außerdem soll eine Entscheidung über eine mögliche weitere psychologische Begutachtung getroffen werden. Da das Gericht offenbar mit einer längeren Verhandlungsdauer rechnet, wurden vorsorglich zwei weitere Verhandlungstermine bis in den Mai hinein bestimmt.

− she