Deggendorf
16 Jahre als Schöffin tätig: "Das war schon manchmal ziemlich haarig"

27.02.2018 | Stand 19.09.2023, 21:58 Uhr

Beatrix El-Badrawi an ihrem Arbeitsplatz. Die 47-Jährige ist Schöffin am Amtsgericht. − Foto: Roland Binder

Beatrix El-Badrawi aus Hengersberg (Landkreis Deggendorf) ist seit insgesamt 16 Jahren Schöffin am Amtsgericht. In dieser Zeit hat die 47-Jährige als ehrenamtliche Richterin einiges erlebt.



Recht sprechen ohne Jurastudium, "davor hatte ich am Anfang schon Bedenken", erzählt sie. Dabei wird kein Vorwissen benötigt, um das Ehrenamt auszuüben. Prinzipiell kann jeder Deutsche, der zwischen 25 und 69 Jahre alt ist, Schöffe werden. Vorausgesetzt wird nur, dass man nicht durch einen Richterspruch als unfähig erklärt wurde, öffentliche Ämter zu bekleiden oder zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten verurteilt wurde.

INFO: Für die Geschäftsjahre 2019 bis 2023 werden auch in Deggendorf wieder Bewerber für dieses Amt gesucht. Bis 9. März können sich Interessierte noch bei der Stadt melden.

In ihrer ersten Amtszeit war die Büroleiterin eines Bildungszentrums als Jugendschöffin, also am Jugendgericht, tätig. "Das war schon manchmal ziemlich haarig", erinnert sie sich. "Wenn man es mit so jungen Leuten zu tun hat, die auf die schiefe Bahn geraten sind, nimmt man die Fälle schon mal mit nach Hause." Einmal hatte sie es auch mit einem sexuellen Missbrauch zu tun. "Solche Fälle belasten teilweise schon sehr und vor allem als Frau gehen sie einem sehr nahe". Für das Schöffenamt solle man also nicht allzu sensibel sein und sich solche Fälle nicht zu sehr zu Herzen nehmen, rät die erfahrene Schöffin.

Im Artikel 20 des Grundgesetzes heißt es "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus". Als ehrenamtlicher Richter steht man für die Stimme des Volkes ein – eine sehr wichtige Aufgabe also. "Ich kann jedem nur empfehlen, sich zu bewerben", meint die erfahrene Schöffin. "Für mich ist das Ehrenamt eine Bereicherung und es hat mir immer Spaß gemacht."

− ma



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