Im Missbrauchsprozess gegen einen Ex-Priester ist am Donnerstagvormittag am Landgericht Deggendorf das Urteil gefallen: Der Mann wurde von der Jugendschutzkammer zu acht Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Er wird in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Zudem behält sich das Gericht die Anordnung einer Sicherungsverwahrung vor.
Noch vor der Haftstrafe erfolgt die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik zur Therapie seiner Pädophilie. Je nach Erfolg kann das Gericht im Anschluss an die Gefängnisstrafe eine Sicherungsverwahrung anordnen oder davon absehen.
Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen sexuellen Missbrauchs bzw. schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in 108 Fällen, vorsätzlicher Körperverletzung in drei Fällen, Urkundenfälschung und Besitzverschaffens jugendpornografischer Schriften. Zugunsten des Angeklagten sprach sein Geständnis, das den jugendlichen Zeugen eine Aussage vor Gericht erspart hatte, dass die Strafen zum Teil schon vor Jahren begangen wurden und dass sich der 53-Jährige zu einer Therapie bereit erklärt hat.
Ex-Priester übernahm oftmals die Vaterstelle
Zu seinen Lasten wertete das Gericht, dass ein Teil der Taten nach der verbüßten Haftstrafe begangen wurde, den langen Tatzeitraum sowie den Vertrauensmissbrauch und die konkrete Tatsituation. Der Angeklagte hatte sich immer wieder bei streng gläubigen Familien eingenistet (sog. "Grooming"), in denen die Väter abwesend war oder kaum eine Rolle gespielt hatte und die Mütter mit der Erziehung der Kinder überfordert waren. Er übernahm die Vaterstelle, schuf ein Über-/Unterordnungsverhätnis und missbrauchte die Kinder in ihrem eigenen Zuhause.
Von 2003 bis 2009 saß der Mann nach einem Urteil des Landgerichtes in Karlsruhe wegen Sexualstraftaten für fünfeinhalb Jahre im Gefängnis. 2008 war er nach einem kirchengerichtlichen Urteil in Freiburg aus dem Priesterstand entlassen worden.
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− pnp
