Deggendorf
Erstes Missbrauchsopfer sagt gegen falschen Priester in Deggendorf aus

22.01.2018 | Stand 18.09.2023, 2:31 Uhr

Mit großem Medieninteresse war der Prozess gegen einen angeblichen Pfarrer am Deggendorfer Landgericht gestartet. − Foto: Roland Binder

Am vierten Verhandlungstag im Prozess gegen einen ehemaligen Priester wegen sexuellen Missbrauchs von mehreren Kindern hat eines der Opfer ausgesagt.

Der heute 28-Jährige, der auch als Nebenkläger auftritt, war der jüngere von zwei Brüdern, die von bis 2003 regelmäßig von dem Angeklagten missbraucht wurden. Die beiden Jungen waren damals zwischen zehn und 14 Jahren alt. Die streng gläubige Familie hatte den angeblichen Geistlichen bei einer Wallfahrt nach Brunn kennen gelernt und sich mit ihm angefreundet, berichtete der 28-Jährige, der in dem Prozess auch als Nebenkläger auftritt.

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1997 zog der Angeklagte bei der Familie in Rheinland-Pfalz ein, bewohnte eines der Kinderzimmer und übernahm schrittweise die Erziehung der Kinder. Die in Polen aufgewachsene Mutter vertraute dem angeblichen Geistlichen offenbar völlig. Der Vater war meistens auf dem Hof beschäftigt. Der 28-Jährige berichtete von Ohrfeigen und Prügel aufs nackte Hinterteil, wenn er etwas falsch gemacht hatte.

Ab dem Jahr 2000 missbrauchte der Ex-Priester den Jungen zwei- bis dreimal wöchentlich. Er stellte ihm im Schlafzimmer der Eltern nach, im Badezimmer und sogar auf gemeinsamen Reisen zu Wallfahrtsorten. Es hörte erst auf, als der Pfarrer von einem Tag auf den anderen in Untersuchungshaft kam. Von Juli 2003 bis Februar 2009 saß der Angeklagte wegen Vergewaltigung und schwerem sexuellem Missbrauch eines Kindes und sexueller Nötigung im Gefängnis.

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