Deggendorf/Dingolfing-Landau
Gesundheitsreform bringt Klinikum in Schwierigkeiten

11.08.2017 | Stand 19.09.2023, 23:38 Uhr

Vorstand Dr. Inge Wolff ist zufrieden mit der Entwicklung in den fünf Jahren seit der Klinik-Fusion. Doch nun könnte die Gesundheitsreform die positive Entwicklung stoppen. − Foto: Manuel Birgmann

Fünf Jahre nach der Klinik-Fusion kommen auf die Krankenhäuser in den Landkreisen Deggendorf und Dingolfing-Landau erneut größere Umstrukturierungen zu. Das sagte Dr. Inge Wolff, Vorstand des Donau-Isar-Klinikums, im Interview mit der Deggendorfer Zeitung. Grund sei, dass die Gesundheitsreform die Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser massiv verändert.

"Das Medizinkonzept aus dem Jahr 2012 kann ich heute nicht mehr umsetzen, wir haben ganz andere äußere Rahmenbedingungen", sagt Wolff. "Das kommt nun auf die Mitarbeiter zu, dass wir sehr viel an diesem Medizinkonzept verändern müssen. Ich kann künftig nicht mehr alles überall behandeln, sondern muss zwischen den Standorten deutlich mehr differenzieren."

Die Gesundheitsreform, die offiziell "Gesetz zur Reform der Strukturen der Krankenhausversorgung" heißt, werde zur Folge haben, dass der Standort Dingolfing nach einem fast ausgeglichenen Betriebsergebnis 2016 in diesem Jahr "ganz klar hoch negativ" wird. Das Gesetz führe dazu, dass Leistungen nicht mehr voll bezahlt werden, sondern die Krankenhäuser – zunächst für drei Jahre – Fixkostenabschläge hinnehmen müssen. Wolff: "Für uns im Unternehmen wird sich die Frage stellen: Wie lange ist das stemmbar? Dingolfing kann das selber nicht stemmen, das muss von Deggendorf gestemmt werden." Aber auch in Deggendorf würden wegen der Gesundheitsreform die Erlöse sinken.

Ziel der Reform, die aber noch nicht in allen Details der Umsetzung feststeht, ist, Leistungen jenseits der Grundversorgung nur noch in so genannten Zentren anzubieten. "Bisher konnte man als Krankenhaus eine Leistung erbringen und damit planen", so Wolff. "Nun kann es sein, dass man das auf einmal nicht mehr darf." Für Dingolfing bestehe damit die Ungewissheit: "Wird das Spektrum, das wir aufbauen, künftig noch anerkannt und bezahlt?"

Aber auch Deggendorf muss darum kämpfen, die jetzige Rolle zu behalten. "Für uns geht es in Deggendorf um die Frage des überregionalen Schwerpunkts. Bleibt die überregionale Versorgung erhalten, die wir aufgebaut haben in der Schlaganfallversorgung, werden wir noch überregionales Traumazentrum sein", erläutert Wolff. Die Krankenhäuser würden in einen "Kampf" getrieben. "Es wird um die Frage gehen, wer wird Zentrum? In Niederbayern ist die Frage: Was bekommt Landshut, was Straubing, was Passau und was Deggendorf?"

Wolff kritisiert: "Die Politik entzieht sich der Entscheidung, die Struktur festzulegen, die sie haben möchte, sondern lässt es die Krankenhäuser untereinander auskämpfen."

− stg

Das Interview lesen Sie in der Freitagausgabe der Deggendorfer Zeitung.