Landkreis Deggendorf
Sibler über Gymnasium: "Richtiger Zeitpunkt für Neuausrichtung"

12.04.2017 | Stand 18.09.2023, 1:52 Uhr

Bernd Sibler: Von der G8-Einführung bis zum neuen bayerischen Gymnasium. − Foto: Archiv Roland Binder

Kaum ein Landespolitiker war in den letzten Jahren so sehr mit der Gymnasialentwicklung betraut wie Bernd Sibler, ob als Berichterstatter für den Landtag bei der Einführung des G8 oder als Staatssekretär. Im Interview mit der DZ spricht er über die neue Reform zur erneuten Einführung eines neunjährigen Gymnasiums.

Sind unsere vier Gymnasien im Landkreis für ein neunjähriges Gymnasium gerüstet, speziell das Robert Koch, das ja während der G 8-Phase neu gebaut wurde?

Bernd Sibler: Beim Robert-Koch-Gymnasium hatten wir und insbesondere der Landrat die möglichen neuen Entwicklungen immer im Blick und haben die zusätzlichen Räume schon genehmigt bekommen. Die Schule war auch durch die Planungen für die Mittelstufe Plus immer schon in den Reformprozess involviert. Das Robert Koch war auch eines der Gymnasien, die Meinungsführer waren. Ich selbst war regelmäßig vor Ort, habe mich intensiv mit Schulleiter Heinz-Peter Meidinger ausgetauscht und mich informiert, wie der Versuch läuft. Der Trend ist eindeutig: Rund 70 Prozent haben sich für das neunjährige Modell entschieden. Schwieriger war es da, den Regelzug aufrechtzuerhalten. Die anderen Gymnasien haben meines Wissens keine Platzprobleme, da sie ja lange Jahre neunjährig liefen. Vor der Einführung des neuen bayerischen Gymnasiums haben wir aber natürlich intensiv mit den kommunalen Spitzenverbänden gesprochen. In bestimmten Strukturen, etwa in großen Städten mit hohen Übertrittsquoten, wird man bauen müssen.

Sie waren von Anfang an mit dem Thema G8 betraut. Wenn Sie die 14 Jahre Revue passieren lassen, war das ein Prozess, der jetzt zum Ende geführt worden ist oder war das G8 ein gescheiterter Ausflug in ein Bildungsexperiment?
Sibler: Man muss das aus der damaligen Situation heraus betrachten. Deutschland war Anfang der 2000er Jahre der kranke Mann in Europa. Damals war die Frage der Ausbildungszeiten eine entscheidende. Die Studierenden waren im Schnitt 27 oder 28 Jahre alt, als sie ihr Hochschulstudium abgeschlossen hatten. Da musste man mit einer Leitentscheidung vorangehen. Die Einführungsphase des G8 ist dann wirklich nicht gut gelaufen und wir haben dafür viel Kritik einstecken müssen. Aber wir haben auch daraus gelernt, uns dieses Mal ausreichend Zeit gelassen für einen intensiven Dialogprozess und Gutes wie die Intensivierungsstunden oder die vertiefte berufliche Orientierung bewahrt. Heute ist die Situation eine andere und unsere jungen Menschen stehen vor völlig neuen Herausforderungen. Digitale Schlüsselkompetenzen, aber auch kritisches Urteilsvermögen und Demokratieerziehung sind wichtiger denn je. Zudem sind wir wirtschaftlich stärker und die Ausbildungszeiten haben sich verkürzt. Hinzu kommt, dass das Verbesserungspotenzial im G8 schlicht ausgeschöpft war. Für eine Neuausrichtung unseres Gymnasiums ist jetzt der richtige Zeitpunkt.

− wet

Das vollständige Interview lesen Sie in der Deggendorfer Zeitung vom 13. April.