Auerbach
Der Trend geht zum heimischen Apfel

02.04.2017 | Stand 19.09.2023, 23:38 Uhr

Mit Hilfe solcher Edelreiser kann man verschiedene Sorten an einem Baum ziehen. Josef Nagl hat diese Zweige schon für seine Vereins-Mitglieder hergerichtet. − Foto: Roland Binder

Wie wird man eigentlich Pomologe? Josef Nagl kann’s beantworten: "Kurse, Seminare und ganz viel praktische Erfahrung", so ist auch er selbst zum anerkannten Apfel-Experten geworden. Der 67-jährige Rentner und Vorsitzende des Auerbacher Obst- und Gartenbauvereins ist eine Anlaufstelle für alle, die etwas über Apfelsorten, über die Veredelung und den Zuschnitt der eigenen Bäume erfahren wollen.

Ein Apfel am Tag hält den Doktor fern – und Josef Nagl schwört ohnehin auf den Geschmack seiner Lieblingssorten Topaz und Danziger Kant. Am liebsten isst er sie einfach so, wie sie vom Baum kommen, "zurzeit aber nicht mehr als einen am Tag". Schließlich ist über den Winter der Vorrat geschrumpft. Insgesamt über 65 Sorten hat Josef Nagl in seinem großen Streuobstgarten, darunter viele alte, etliche neu gezüchtete und auch regionale Sorten wie den Deggendorfer Frauenapfel, den Mettener Rosenapfel oder den Bernrieder Stingl.

Tausende Äpfel, tausende Geschichten. Auch der Deggendorfer Frauenapfel hat eine: Er war viele Jahre von der Bildfläche verschwunden und ist durch einen Zufall wieder entdeckt worden. Heute steht er auch auf der Wiese von Josef Nagl, der stundenlang über seine Äpfel erzählen könnte. Er erzählt über früh und spät reifende Sorten, über die alten Sorten wie Boskoop und Gravensteiner, die sein Großvater auf dem Hof gepflanzt hat, und darüber, wie ihm sein Vater schon als Kind das Veredeln beigebracht hat.

Durch das Veredeln bekommt man eine weitere Sorte an einen Baum. Ein aus dem Kern gezogener Apfel-Sämling ist zunächst immer ein wilder Apfel, seine Abstammung gibt ihm lediglich mit, ob er ein hoch oder niedrig wachsender Stamm wird. Indem man einen Zweig der gewünschten Apfelsorte in einer speziellen Vorgehensweise am Ast befestigt, macht man ihn zum Sortenbaum. Alle weiteren Edelreiser, die man anbringt, tragen dann jeweils ihre Frucht, so dass an einem einzigen Baum bis zu zig verschiedene Sorten reifen können. Wie das Veredeln im Detail funktioniert, erzählt Josef Nagl seinen interessierten Zuhörern regelmäßig in Seminaren. 1996 hat er den Auerbacher Verein mit gegründet, seit 2000 hält er die Kurse – der nächste findet am Karsamstag auf seinem Hof statt.

Mehr dazu lesen Sie in der Deggendorfer Zeitung vom 3. April