Deggendorf
Auf dem Olymp der Gitarre

26.03.2017 | Stand 18.09.2023, 1:50 Uhr

Einer der wichtigsten klassischen Gitarristen: Eduardo Isaac im Kapuzinerstadl Deggendorf. − Foto: Bäumel-Schachtner

Gäbe es einen Olymp der Gitarre, er säße ganz oben. Wenn Eduardo Isaac spielt, dann legt er den Menschen seine Seele vor die Füße. Der Argentinier gilt als einer der wichtigsten klassischen Gitarristen. Und er flirtet mit seinem Instrument, das er mal streichelt, mal regelrecht quält. Manchmal blickt er seine Gitarre an, als wäre sie eine Frau. Bei bittersüßen Melodien wischt er sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. Jede Note scheint er zu gebären.

Es ist ein Glücksfall, Eduardo Isaac in Deggendorf zu hören. Zu verdanken ist dies Augustin Wiedemann, selber profilierter Gitarrist und Professor am Vorarlberger Konservatorium. Er hat in seiner Heimatstadt am Wochenende zum ersten Mal das Internationale Gitarrenfestival auf die Beine gestellt. Und Isaac eingeladen. Isaac spielt südamerikanische Rhythmen von Binelli, Piazolla und Oyarzún. Er wagt sich aber auch an ein echtes Crossover von Paulo Porto Alegre: Samba gemischt mit Beatles-Melodien. Mal groovt er zu Variationen von "A Hard Day’s Night", mal schmachtet er "Michelle" nach. Das Publikum liegt ihm zu Füßen.

Dies ist nicht der einzige Höhepunkt des sechs Konzerte und drei Tage umfassenden Festivals. Es beginnt bereits fulminant mit Ferdinando Carullis Rondo in G-Dur, gespielt von Wiedemann selbst mit seinem 15-jährigen Schüler Ulrich Huemer, von dem er selber sagt "er ist wie Mozart". Besonders ist auch beim Eröffnungskonzert der Auftritt von José Manuel (Klavier) und Francisco Cuenca (Gitarre). Deren lateinamerikanische, mit Feingefühl und Verve interpretierten Werke von Marchelie bis Tárrega wurden durch die Flamenco-Tänzerin Raquel Parilla in Bewegungen verwandelt – eine herrliche Symbiose von Klang und Optik.

Am Samstag fesselten Sandra Rumlolino und Kevin Seddiki mit Stimme und Gitarre ihr Publikum mit Interpretationen von teils traditionellen Weisen aus Peru, Argentinien und Spanien. Im historischen Rathaussaal brilliert bei der Late-Night-Show die Norwegerin Yan Kok. Am Sonntagabend spielte Tom Kerstens aus England Albéniz, Granados und Jackson und das Amadeus Guitar Duo bot mit Händel und Bach einen würdigen Festivalabschluss.

Gut kamen auch die Matineen in der Schachinger Kirche mit Andrea Vettoretti und Augustin Pesnon an. Schön auch die Idee, lokale Talente wie Korbinian Dobler, Benedikt Schürzinger, Sebastian Konietzki und Maximilian Altmannsberger einzubinden.