Halsbach
Martin Winklbauer: Ein Bauernbub macht Theater

22.12.2017 | Stand 21.09.2023, 1:11 Uhr
Rosi Spielhofer

Seit 35 Jahren sind Martin und Johanna Winklbauer verheiratet, zusammen haben sie fünf Kinder. − Foto: Spielhofer

Am ersten Weihnachtsfeiertag 1957 ist er auf die Welt gekommen. Und aus dem Bauernbuben Martin Winklbauer ist ein freigeistiges Multitalent geworden "Ich habe viel Glück gehabt im Leben, es waren wunderbar erfüllte Jahrzehnte. Es war Glück, auf einem Bauernhof aufzuwachsen", sagt er jetzt, zu seinem 60. Geburtstag, und sieht die Wurzeln für seine bodenständige kulturelle und soziale Schaffenskraft, wofür er viele regionale und überregionale Auszeichnungen und Ehrungen erhalten hat.

Theater ist seine Passion und jeden Tag ein bisserl die Welt verbessern ist seine Mission. Immer an seiner Seite dabei Ehefrau Johanna, mit der Winklbauer fünf mittlerweile erwachsene Kinder hat und jüngst 35. Hochzeitstag feiern konnte. Auf dem Spielhof bei Halsbach (Lkr. Altötting) ist der Bub Martin mit zwei älteren Schwestern aufgewachsen – leben in der Einöde, weitab vom Dorf. Und der Beruf war vorgegeben: "Als einziger Sohn war man automatisch auserkoren, den Hof zu übernehmen". Der fünf Kilometer lange Fußweg in den Ort zur Schule bei Wind und Wetter war mit anderen Lausbuben aus der weitläufigen Nachbarschaft ein großes Abenteuer für den kleinen Spielhofer Martin, wie man ihn heute noch nach dem Hofnamen nennt.

Für den Jugendlichen ist die Landjugend dann der Treffpunkt – und der Katalysator für dasTheater. Er ist Orts- und Kreisvorsitzender. Die Truppe gestaltet Seniorennachmittage und spielt Sketche. Die jungen Leute finden Spaß daran, sich zu verkleiden und in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Ein Wegbegleiter, ein enger Freund über Jahrzehnte ist Georg Pfaffinger bis zu seinem Tod im Jahr 2014. "Wir haben viele Freiheiten gehabt bei Pfarrer Huber. Er hat zugelassen, dass wir in den Gottesdiensten hin und wieder predigten, er wusste aber vorher nie, was wir sagten", erinnert sich Winklbauer lachend und bezeichnet es als frischen Wind vom Zweiten Vatikanischen Konzil, der auch die eingestaubte Pfarrei Halsbach erreicht habe.

Und im Laufe der Zeit reift in den Köpfen der beiden die Idee, ein Theater über die Halsbacher Geschichte aufzuziehen. Vorlage ist das Votivbild in der Kirche, das den Überfall der Panduren aus dem Osten auf Halsbach darstellt. Für dieses Vorhaben finden sich Gleichgesinnte, namentlich Simon Maier und Franz Blüml. Und so entsteht 1984 das Historienspiel "Das Schwarze Jahr". Alle vier Bauernbuben überzeugen auf der Bühne, schlüpfen in die Hauptrollen, Martin Winklbauer als mächtiger, durchtriebener Panduren-Obrist. Das Theater floriert, Martin Winklbauer schreibt tiefsinnige Stücke, führt Regie: "Die Ideen kamen meist bei der Stallarbeit." Er nimmt Auftragsarbeiten an, arbeitet in Norddeutschland. Und wird ausgezeichnet: beispielsweise mit den Kulturpreisen des Landkreises Altötting und des Bezirks Oberbayern und mit dem Preis für Zivilcourage der Heimatzeitung.

Mehr dazu lesen Sie am Samstag, 23. Dezember, im Alt-Neuöttinger/Burghauser Anzeiger.