Burgkirchen
Chemikalie PFOA: Konzern schützte US-Bürger schon Jahre früher

11.11.2017 | Stand 25.10.2023, 10:44 Uhr

Bis 2008 wurde PFOA bei Dyneon in Gendorf in der Produktion eingesetzt. In den USA wurde zu diesem Zeitpunkt schon seit Jahren ein Ersatzstoff verwendet. − F.: Kleiner

Mit einer Mischung aus Unverständnis und Wut sieht sich das Landratsamt Altötting nach Bekanntwerden der hohen PFOA-Belastung von Emmertinger Blutproben konfrontiert. Doch während sich die besorgten Bürger vor allem auf die Behörde einschießen, muss sich jetzt auch die Industrie Vorwürfe gefallen lassen. Im Raum steht die Frage, warum die Verantwortlichen bei der Gesundheit offenbar mit zweierlei Maß gemessen haben. Schließlich hatte derselbe Konzern, der im Werk Gendorf noch bis 2008 mit dem als krebserregend geltenden Stoff hantierte, diesen in den USA wegen gesundheitlicher Bedenken bereits sechs Jahre zuvor aus der Produktion gestrichen.

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Im Jahr 2000 hatte 3M, der Mutterkonzern des in Gendorf ansässigen Unternehmens Dyneon, in den USA angekündigt, sowohl die Produktion als auch die Verwendung von PFOA bis 2002 zu beenden - zumindest zum größten Teil, wie es auf der 3M-Homepage zu lesen steht. Dieses "zum größten Teil" erklärt sich mit Blick auf Gendorf. Denn während der Stop im Jahr 2002 bei den US-Standorten vollzogen wurde, wurde im Landkreis Altötting PFOA bis 2008 weiter verwendet und bis 2003 auch selbst hergestellt.

Das schnellere Handeln in den USA geschah vor dem Hintergrund einer dort viel früher begonnenen Diskussion um die gesundheitlichen Risiken der Chemikalie. Losgetreten hatte diese Robert Bilott, ein Anwalt, der sich ab 1999 mit dem Thema beschäftigte, genauer damit, dass die Firma DuPont, wie 3M ein Hersteller und Nutzer des Stoffes, über Jahrzehnte hinweg die Auswirkungen von PFOA vertuscht hatte. Für sein Engagement ist Bilott jüngst mit dem als Alternativer Nobelpreis bekannten "Right Livelihood Award" ausgezeichnet worden.

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